(Fortsetzung)
Abstimmung
in Paris
Roth
oder Blau? – jetzt muß es sich entscheiden.
Was will Paris? Hält es zu der Regierung?
Will’s
unter Trochu’s, unter Favre’s Führung
Den
innern Kampf, die innere Zwietracht meiden?
Will’s den
Gehorsam künden diesen Beiden?
Will es
in Wahrheit die Konstituierung
Des
Kommunismus? Will es die Handthierung
Der
vielgepriesenen „Gemeinde“ leiden?
Es
werde abgestimmt! Der Sieg – den
Blauen!
Trochu
und Favre haben das Vertrauen –
Die
Zahl der Rothen ist doch noch zu klein.
Doch
ihre drohende Haltung schüchtert ein,
Wird
immer wieder die Regierung lähmen,
Die
ihren Wünschen sich muß anbequemen.
Verhandlungen
über den Waffenstillstand
Thiers
kutschirt noch fleißig hin und her,
Bringt
doch den Waffenstillstand nicht zu Stande,
Und
Alles wird verlaufen sich im Sande;
Ja,
wenn nicht der französische Hochmuth wär!
Mit dem
zu unterhandeln – ist es schwer:
Er will
nichts bieten uns zum Unterpfande,
Betrachtet
jede Koncession als Schande –
Wir möchten
aus dem Lande abzieh’n – leer.
Und
immer wieder eitle, stolze Worte:
„Nicht
blos Paris, sowie die Preußen wähnen –
Ganz
Frankreich müssen sie zuletzt belagern.
Ausdauer
nur! Kohorte um Kohorte
Kommt
her, zu frieren und hier abzumagern –
Sie
werden bald sich nach der Heimath sehnen!“
Der
Waffenstillstand – abgelehnt
Ihr
weist den Waffenstillstand von der Hand,
Den auf
Thiers’ Verlangen angeboten
Der
Bundeskanzler? Fürchtet Ihr die Rothen?
War
nicht genug, was er Euch zugestand?
Die
Friedensfrage konnte Euer Land
Dabei
entscheiden frei mit seinen Boten;
Doch
Euer Wunsch stand wohl nur nach den Broten,
Ging
nicht auf Frieden, nein! – auf Proviant.
Jules
Favre, sagt man, habe acceptirt,
Doch
Trochu wies das Angebot zurück;
Fürwahr!
für uns, doch nicht für Euch – zum Glück.
Die
fremden Mächte müssen fortan schweigen:
Mehr
Friedensliebe konnten wir nicht zeigen –
Nun
wird der Friede – in Paris diktirt!
Ein
Blick auf die Wilhelmshöhe
Ein Hin
und Her, ein Kommen und ein Gehen,
Als ob der
Kaiser Hof im Schosse hielt;
Man
diplomatiert, man plant, man spielt,
Wie
man’s gewohnt – als wäre nichts geschehen.
Ei,
auch die Kaiserin läßt sich wieder sehen?
Was
wohl die Intrigantin jetzt empfiehlt?
Leicht
zu errathen ist, was sie erzielt –
Das Kaiserreich
soll wieder auferstehen.
Auch
die in Metz gefangenen Marschälle
Sind
da? auch ihnen ward’s anheimgestellt,
Frei
auf der Wilhelmshöhe zu verkehren?
Läßt
man des Kaisers Freunde frei gewähren,
Scheint’s
nicht, daß man bei uns an höchster Stelle
Die
Restauration für möglich hält?
I.
Es
würde meinen Bildern etwas fehlen,
Blieb
mein Gesang von Deinen Liedern stumm,
Der Du
mit manchem Humoristikum
Der
Krieger frohen Muth gewußt zu stählen.
Wie klang’s
so lustig aus viel tausendKehlen –
Dein
Wort: „Was kraucht dort in dem Busch herum?“
Dein
Wort: „Ich glaub’, es ist Napolium“ –
Die
Kriegsgeschichte muß auch das erzählen.
Es
haben Freiligrath
und Rittershaus
Mit
Flammenworten mächtig angefacht
Des
deutschen Volkes Kriegsbegeisterung.
Doch
auch was Kutschke sang, hat Alt und Jung
Ergötzt
und opferwillig sie gemacht –
Nun
aber ist’s mit Deinen Liedern aus.
II.
Doch
nein! Er kraucht nicht mehr herum im
Feld;
Doch
sehn wir immer wieder ihn auftauchen.
Er wird
auch fernerhin herum noch krauchen,
Herumirrlichteriren
in der Welt.
Laß Deinen
Geist, Du Kriegs- und Sangesheld,
Noch
viele Lieder in die Feder hauchen!
Wir
werden immer nur Humor gebrauchen,
Wenn
ein „Napolium“ die Lust vergällt.
Doch
sag, wer bist Du, muntrer Füsilier?
Du
Räthsel, Du, der große Unbekannte,
Wenn
gleich die ganze Welt Dich „Kutschke“ nannte?
Ein
„Überall und Nirgends“ – scheint es mir,
Kein
einzelnes Individuum – der CHor:
Der
„Kutschke“, glaub’ ich, ist der Volkshumor.
Auf
Dijon weiter rückte General Beyer
Von
Gray. „So lang vor Dôle wir operiren,
Wird
Dijon nicht der Gegner attakiren“ –
Schrieb
Garibaldi zwar als Trostverleiher.
Doch
Werder tanzte nicht nach seiner Leier
Und
ließ, statt rückwärts sich zu koncentriren,
Auf
Dijon eilig den General marschiren –
Da gab
es eine neue Siegesfeier.
Dijon,
als Beyer’s braves, tapfres Korps
Erstürmt
die Höh’n von St. Apollinaire,
Zog
doch dem Kampf die Uebergabe vor.
Mit
Botschaft nahte ein Parlamentär,
Und
bald ward es im ganzen Lande kund:
Gefallen
– auch die Hauptstadt von Burgund.
Cambriels,
Michel und Garibaldi
Sie
konnten sich nun einmal nicht vertragen,
Und
Cambriels muß Garibaldi weichen,
Muß vor
dem Widerpart die Segel streichen,
Nachdem
am Oignon er war geschlagen.
Doch
hört man bald auch über Michel klagen –
Sein
Stern ist schon beim Aufgehn im Erbleichen –
Und
Garibaldi selbst kann nichts erreichen,
Kann
mit den Seinen immer noch nichts wagen.
Noch eh
die Banden recht organisirt,
Das
deutsche Heer auf Dijon schon marschirt
Und
weiter dringt von dort es vor auf Dôle.
Da muß
er für die Seinen sorgen wohl,
Nach
Autun schnell sein Hauptquartier verlegen
Und
seine Truppenmacht – auf Schienenwegen.
Nun
gilts im Elsaß weiter aufzuräumen,
Der
General Tresckow drang mit einem Korps,
Die
Franktireurs vertreibend, südlich vor
Und riß
den Feind aus seinen Träumen.
Der
hob, weil noch nie deutschen Truppen säumen,
Schon wieder
dreist und keck sein Haupt empor –
Nicht
weiß zu waschen ist einmal der Mohr,
Und
ewig wird der Franken Hochmuth schäumen.
Tresckow
in einer Reihe von Gefechten –
Bei les
Errues, bei Rougemont und bei
Petit-Magny
– macht sich bald die Wege frei.
Nun
kann die Festung Belfort er cerniren,
Dann
südlich bis nach Montbéliard marschiren –
Hier
steht ihm wieder Werder nah zur Rechten.
Schon
wieder ein Erfolg im Festungskriege:
Fort
Mortier hat den Unsern sich ergeben.
Verschworen
hatte sich auf Tod und Leben
Der
Feind, damit die Feste nicht erliege.
Jedoch,
wie hoch des Gegners Sinn auch fliege,
Es
hilft kein Trotzen, hilft kein Widerstreben:
Das
deutsche Heer ist auch entschlossen eben –
Und unaufhaltsam
dringt’s von Sieg zu Siege.
Die
Feste ward cernirt und bombardirt,
Und
bald – erst wenige Tage sind verflossen –
Bald
ist total zusammen sie geschossen.
Nun
wird auch Breisach sich nicht länger halten,
Die
deutsche Fahne sich auch dort entfalten –
Bald
ist der ganze Elsaß occupirt.
Auch
Bitsch und Pfalzburg wurden längst cernirt,
Doch
uneinnehmbar sind die Felsennester;
Kaum
giebt’s ein Fort, das sicherer und fester –
Da
hilft es nichts, daß man sie bombardirt.
Die Feste
Bitsch wird jetzt nur observirt
Und
lebt mit den Belagerern in bester
Beziehung,
sowie Pfalzburg, ihre Schwester,
Die,
sowie jene, reich proviantirt.
Man
hält die Festen eben nur im Schach,
Daß sie
durch Ausfall in Gefahr nicht bringen
Die Munitions-
und Proviant-Transporte.
Denn
ist auch die Besatzung klein und schwach,
So
könnte ihr doch mancher Coup gelingen,
Verlegte
man ihr nicht die Ausfallspforte.
Einsturz
des Tunnels von Nanteuil
Ein
rechter Unfall! Rüstig, angestrengt
War man
bemüht, bereits seit vielen Wochen,
Bei
Nanteuil auszubau’n auf festen Jochen
Den
Tunnel, den die Franken dort gesprengt.
Da hat
des Berges Masse sich gesenkt,
Und
leicht, wie Halme, ist zerknickt, gebrochen
Das
massige Gebälk, hat nicht entsprochen
Dem festen
Glauben, den man ihm geschenkt.
Umsonst
die Arbeit und so bald nicht fahrbar
Die
Eisenbahn! Umsonst gehofft! Aufräumen
Die
Trümmer – hieße viele Zeit versäumen.
Doch
ist die riesige Arbeit wohl ersparbar:
Man
wird die Tunneltrümmer und die Höhen
Mit
einem neuen Schienenweg umgehen.
Toul,
Metz, Verdun – wie eine heilige Drei!
Nun
sämmtlich wieder in der Deutschen Hand!
Wahr
dir dein Recht auf sie, mein Vaterland!
Die
Zeit großmüthiger Nachsicht ist vorbei.
Wohl
wieder wird erheben sich ein Schrei
In
Frankreich und wird schüren neuen Brand;
Jedoch
der fortgesetzte Widerstand
Spricht
uns von Uebermuth und Härte frei.
Je mehr
der Opfer in dem Kampfe fallen,
Je
höher wird der Anspruch, den mit allen
Mitteln
der Macht Deutschland erheben muß.
Und
auch die Maas war einst ein deutscher Fluß.
Wer
klagt, nachdem Verdun kapitulirt,
Uns an,
wenn Deutschland es „revindicirt“?
Eh noch
von Metz die deutschen Heere kämen,
Möcht
der Diktator gern Paris entsetzen,
Sonst
könnt’ es, wie mit andern festen Plätzen,
Doch
auch mit ihm ein schlimmes Ende nehmen.
Drum
lügt er weiter, ohne sich zu schämen,
Und
sucht die Massen in den Krieg zu hetzen;
Der
Bauer muß den stumpfen Säbel wetzen,
Zum Kriegsdienst
widerwillig sich bequemen.
Wohl
naht Prinz Friedrich Karl in eiligen Märschen,
Unaufgehalten
durch die feindlichen Banden,
Die
einmal nur, bei Bretenay, ihm standen.
Jedoch
der Weg ist weit, und eh der Prinz
Sein
neues Kriegstheater wird beherrschen,
Muß er
noch weit durchziehen die Provinz.
Einzug
des Prinzen Friedrich Karl in Troyes
Von
anno Vierzehn sind la Rothière,
Sowie
Brienne den Preußen wohl bekannt;
Jetzt
zieh’n sie siegfroh durch dasselbe Land –
Es ist,
als ob es ihre Heimat wär’.
Ist
auch die Gegend nicht von Feinden leer,
So
hielten sie dem Prinzen doch nicht Stand,
Der
auch Troyes ganz unertheidigt fand,
Hier
stattlich Einzug hielt mit seinem Heer.
Trotz
der Strapazen – prächtig Roß und Reiter
Und prächtig
diese ehernen Kolonnen,
Die so
viel blutige Schlachten schon gewonnen.
Und
weiter geht der Marsch und immer weiter;
Doch
wie der Prinz auch eilt – nicht will’s gelingen,
Tann
Hilfe noch zu rechter Zeit zu bringen.
General v. d. Tann räumt Orleans
Ein
weitrer Unfall also: General Tann
Sieht
sich gezwungen, Orleans zu räumen;
Nun
wieder wird Paris von Siegen träumen:
„Heil
Frankreich! Die Loire-Armee rückt an!“
Doch
die Armee Euch wenig helfen kann;
Laßt
nicht zu hoch der Freude Becher schäumen!
Der
tapfre General wird nichts versäumen,
Nicht
ruh’n, bis Euer schöner Traum zerrann.
Nach
reichem Zuzug neu organisirt,
Ging
die Loire-Armee zum Angriff vor,
Und
Tann, zu schwach, zog fechtend sich zurück.
Doch
Wittich schon entgegen ihm marschirt
Und aus
dem Norden des Großherzogs Korps –
Ein
kurzer Traum nur ist der Franken Glück.
Dem
Feinde, der sich seitwärts naht, entgegen
Rückt
bis nach Coulmiers der General Tann –
Es zog
der Feind mit Übermacht heran,
Geführt
von einem tüchtigen Strategen.
Wie
brav sich da die Bayern schlagen mögen,
Ihr
Heldenmuth doch nicht die Schlacht gewann;
Doch
auch der Feind sie nicht besiegen kann –
Er
zwang sie nicht, daß sie von dannen zögen.
Tann
ging zurück nach kräftigem Widerstand
Bis Toury,
unverfolgt, unangefochten –
Die
Feinde ihm nicht kämpfend folgen mochten.
Ist
auch kein neuer großer Sieg zu feiern –
Es war
ein Ehrentag doch für die Bayern
Und
bald hat sich das Waffenglück gewandt.
Verlust
einer Munitions-Kolonne
Doch ging
den Bayern andern Tags verloren
Ein
Theil noch ihrer Munitions-Reserven;
Verirrt
und ohne Macht, den Feind zu werfen,
Ergab
sich die Kolonne – schwer geschoren.
Wie
klang das schön in der Franzosen Ohren!
Wie
aufgeregt sind wieder ihre Nerven!
Wie wird
das neu die Brillengläser schärfen!
Von
Neuem wächst die Illusion – der Thoren.
Wie?
fielen nicht in ihrer Tapfern Hände
Auch
zwei bespannte feindliche Geschütze?
Wer
zweifelt noch, daß sich das Kriegsglück wende?
Nein!
Frankreich zweifelt nicht – doch was geschah?
Aus
Wetterwolken drohen neue Blitze,
Und
wieder schon ist ihnen Unheil nah.
Gefechte
bei Dreux und Châteauneuf
Tann
sich mit Wittich’s Korps verstärkt, dem kleinen,
Und
auch der Großherzog von Norden kam,
Der das
Kommando nunmehr übernahm
Und
angriffsweise vorging mit den Seinen.
d’Aurelles
sucht ihn zu täuschen, läßt erscheinen
Bei
Artenay ein Korps, den Gegner lahm
Zu
legen, während er zu dessen Blâme
Nordwestlich
will mit Kératry sich einen.
Jedoch
der Großherzog durchschaute ihn,
Ließ
Kératry nicht weiter südlich ziehn,
Mit
Aurelles keine Fühlung ihn gewinnen.
v.
Tresckow drängte ihn bei Dreux zurück,
Und
Wittich focht bei Châteauneuf mit Glück –
Aurelles
muß ernst auf neue Pläne sinnen.
Und vor
Paris herrscht wieder große Stille;
Man
spricht von einem Massenausfall wohl,
Den
Trochu vorbereite, macht viel Kohl
Davon
und sieht durch die Vergrößrungsbrille.
Doch
ist’s wohl nur der Zucker für die Pille,
Daß
Metz gefallen – dies Sebastopol,
Daß all
die Hoffnung, die man weckte, hohl,
Einander
nicht entsprechen Kraft und Wille.
Trochu
bleibt still trotz seiner Streiter Zahl,
Und wie
sie ihn zum Ausfall immer drängen –
Er
hofft noch, scheint’s, auf baldigen Ersatz.
Doch
auch das deutsche Heer ist still; die Wahl
Noch schwankt,
ob es aushungern soll den Platz,
Ob die
Beschießung über ihn verhängen.
Ob
Bombardement oder Aushungerung?
Was
sich bei Metz vortrefflich hat bewährt –
Es
scheint, man will’s jetzt mit Paris versuchen:
Der
Hunger macht die Krieger zu Eunuchen –
Der
Hunger ist so wirksam wie das Schwert.
Man
schont die Stadt; sie bleibe unversehrt!
Paris
soll einst dem deutschen Volk nicht fluchen;
Nein!
kein Bombardement soll Klio buchen –
Bald
wird ja doch erreicht, was man begehrt.
Schon
hält Paris sich selber für verloren –
Man
sieht es deutlich aus dem Zeitungsblatt,
Das
Lieutnant Hoffmann sich erobert hat.
Und
wird der Hunger erst noch weiter wüthen,
Dann
lauschen gern dem Friedenswort die Ohren,
Weil
matt die Herzen, die so feurig glühten.
Eroberung
eines französischen Zeitungsblattes
Dem
Lieutnant Hoffmann läßt es keine Ruh:
Es hat
ihm der General sein Leid geklagt,
Den
Sehnsucht nach französischer Zeitung plagt –
Was
thun? Er ha’s – und er ergreift’s im Nu.
Ein
Unteroffizier fand sich hinzu –
Nun
haben sie selbander unverzagt
Sich zu
des Feind’s Vorposten hingewagt,
Als
gält das Leben weniger, als ein Sou.
Jedoch
der Feind reißt aus – zu ihrem Glück.
Er hat
wohl eine Zeitlang sie beschossen;
Doch
fürchtet er nachfolgende Genossen.
Nun
ging es schnell in eines Briten Haus –
Der
stattet mit der neuesten „France“ sie aus –
Und
triumphierend kehren sie zurück.
Der
deutsche Reichstag soll nach Versailles berufen werden
Der
deutsche Reichstag, sagt man, werde tagen –
Noch ganz
unglaublich klingt es – in dem schönen
Versailles. Wie? Will man denn den Feind verhöhnen
Und
alle Achtung der Nation versagen?
Fürwahr!
Hieß das nicht Oel ins Feuer tragen?
Wär da
die Zeit gekommen zum Versöhnen?
Nein!
Laßt den Donner der Geschütze tönen –
Doch
keinen Schimpf dem Gegner, der geschlagen!
Wär’s
nicht ein Unrecht auch am eignen Volke,
Den
Reichstag in ein fremdes Land zu rufen?
Stieg
er nicht nieder viele, viele Stufen?
Verscheucht
die trübe, schwere Wetterwolke!
In
Frankreich ist der Reichstag eine Leiche –
Der
deutsche Reichstag tag’ im deutschen Reiche!
Gewiß!
– der Unverschämtheit Uebermaß:
Erst
standet Ihr zu unsres Erbfeind’s Fahnen
Und
drängtet selbst ihn in des Krieges Bahnen –
Den
deutschen Norden Euer Haß schon fraß.
Des
Vaterlandes Ehr’ und Glück vergaß
Die
Wuth der zünftigen Ultramontanen:
Papstthum
und Cäsar sollten’s an ihm ahnen,
Daß es
vom Apfel der Erkenntniß aß.
Und nun
der Papst gestürzt von seinem Thron,
Kommt Ihr
noch betteln zu dem preußischen König,
Verlangt
von ihm die Restauration?
Nein!
nein! ertragt jetzt die gerechten Strafen!
Die
braven deutschen Krieger taugen wenig
Zum
Jesuitenheer, Zu Schlüssel-Zuaven.
Hu!
Eine neue Wetterwolke steigt
Am
Himmel drohend auf und unheilschwer,
Plötzlich
aus fernem Osten kommt sie her –
Europa
fieberhaft erregt sich zeigt.
Der
Czar in Petersburg nicht länger schweigt;
Gerüstet
steht er da in voller Wehr,
Will
wieder herrschen auf dem Schwarzen Meer,
Ist,
sich zu fügen, länger nicht geneigt.
Er
kündet, klug den günstigen Augenblick
Benutzend,
brüsk den Mächten die Verträge,
Geschlossen
nach dem Kriege in der Krim.
Wird
sich erfüllen der Türkei Geschick?
Bewältigt
England nicht den innern Grimm,
So
öffnen sich dem Kriege neue Wege.
Von
einer Friedensära hör’ ich sprechen.
Sobald
in Frankreich fiel der letzte Schuß,
Nach
dem so heiß ersehnten Friedensschluß –
Für
ganz Europa werde sie anbrechen.
Dann
strömt das Glück unszu aus tausend Bächen:
Des
Friedens hochgelobtem Segenskuß
Allüberall
das Heil entquellen muß –
Wer
möchte wohl die schöne Hoffnung schwächen?
Doch
hör’ ich auch, daß man ganz ernstlich sprach
Von
einem europäischen Kongresse
Der
Fürsten, der den Frieden sichern soll.
Da wird
das Herz mir schwer und übervoll;
Denn
nimmer ich die Grabesruh vergesse,
die
fürstlichen Kongressen folgte nach.
Durch
Preußens Siege ward Italien groß:
Venedig
fiel ihm zu, als Oesterreich
Erlag
der Preußen wohlgeführtem Streich,
Zusammenbrach
bei dem gewaltigen Stoß.
Im
jetzigen Krieg fiel Rom ihm in den Schooß –
Exfürsten
wird der Unfehlbare gleich,
Das
Pfaffenthum, bestürzt, von Schrecken bleich,
Beklagt
des Vicegottes trauriges Loos.
Nun
giebt Italien noch dem spanischen Thron
Den
längst ersehnten, viel gesuchten König
Zu
neuem Glanze für sein Fürstenhaus.
Und
Preußen? Was empfängt’s dafür zum Lohn
Vom
alten Bundesfreund? Verzweifelt wenig;
Ich
glaube – selbst ein Wort des Dank’s blieb aus.
Das
deutsche Einheitswerk wird nicht vergessen;
Inmitten
all der Kämpfe und der Schlachten
Blieb
in Versailles der deutschen Staaten Trachten,
Daß sie
sich enger an einander schlössen.
Schon
einten mit dem Nordbund sich die Hessen.
Es
haben, die sonst stets Umstände machten
Und nie
für Deutschland gern ein Opfer brachten,
Der
großen Zeit Bedeutung doch ermessen.
Jetzt
oder nie! – das fühlen Alle, Alle –
Aus
Frankreich’s wohlverdientem, jähen Falle
Muß
herrlich Deutschland’s Einigkeit erblüh’n.
Jetzt,
wo begeistert alle Herzen glüh’n,
Jetzt
oder nie wird sich bei uns erfüllen,
Wonach
wir lang gestrebt mit festem Willen.
Gut!
Aus dem Nordbund wird ein deutscher Bund!
Der
Main wird nicht mehr deutsche Herzen trennen;
Wir
werden uns ein Volk von Brüdern nennen –
Wird
Deutschland einig, wird es auch gesund.
Die
Hoffnung gab sich schon im Volke kund,
Alses
den Krieg mit Frankreich sah entbrennen.
„Wir
werden nun uns selbst bestimmen können“ –
So
sprach das deutsche Volk aus einem Mund.
Drum
ist’s so freudig in den Kampf gegangen,
Drum
hat es all die Opfer gern ertragen,
Gewinnen
wollt’s ein neues Vaterland.
Nun ist
erfüllt sein heiliges Verlangen;
Doch Eines
muß ich immer wieder sagen:
Die
Freiheit ist der Einheit stärkstes Band.
Das ist
die Einheit nicht, die wir begehrt.
Wird
der Vertrag den alten Wirrwarr mindern,
Zerrissenheit
im deutschen Volk verhindern?
Ob er
die Einigung nicht vielmehr erschwert?
Was Ihr
mit diesem Werk dem Volk bescheert,
Wird
seine heiße Sehnsucht wenig lindern;
Ihr
habt in den Franzosen-Überwindern
Doch
eine schönre Hoffnung selbst genährt!
„Ein
einig Volk von Brüdern!“ Doch das Schachern
Wird
neu geübt schon von den Wittelsbachrn,
der
deutschen Einheit alten Widersachern.
Kann
Bayern sich dem Bund nicht einverleiben
Vollständig,
will’s das alte Spiel noch treiben –
Dann
mag’s einstweilen draußen bleiben!
Eröffnung
des norddeutschen Reichstages
Wir
hofften, daß der nächste Reichstagh schon
Ein
Reichstag von ganz Deutschland würde sein,
Doch
unsere Erwartung traf nicht ein –
Hier
ist noch nicht vertreten die Nation.
Wie
schnell ist doch die große Zeit entflohn!
Ein Reichstag
– in des Sieges Sonnenschein!
Doch
was wir vor vier Monden allgemein
Geglaubt
– ist heut noch eine Illusion.
Doch
näher sind wir schon dem großen Ziele,
Und
wenn des Krieges wüster Lärm wird schweigen,
Wird
Deutschland sich als fest geeinigt zeigen.
Der
Reichstag kargt nicht mit des Volkes Schätzen –
Es
gilt, den Krieg mit Frankreich fortzusetzen,
Wie er
begonnen ward, im größten Style.
Ihr
wolltet Euch nach Deutschland fortbewegen
Als eine
„Menschenmauer“, undurchdringlich,
Ihr
hieltet sie für durchaus unbezwinglich,
Doch
konnten wir sie leicht daniederlegen.
Nun
hinter todten Mauern sucht Ihr Segen.
Doch
gingen viele schon unwiederbringlich
Verloren;
denn die uns gehört ursprünglich,
Die
werden wir behalten und uns hegen.
So fiel
Neu-breisach auch, die deutsche Stadt,
Von
Vauban’s Hand zur Feste umgeschaffen,
Ein
Meisterwerk, die sein und Euer Stolz.
Ward
durch Gewalt der Geist des Volkes matt,
Dann
helfen nicht mehr mörderische Waffen,
Nicht
Mauern mehr und bestes Schiffsbauholz.
Ja
wohl, die Rhein-Armee, wie ihr geprahlt,
Ist
richtig über unsern Rhein gegangen,
Erfüllt
das heiße, gierige Verlangen –
Nur
habt Ihr anders es Euch ausgemalt.
Nicht siegfroh
mehr das stolze Auge strahlt;
Denn
nicht als Sieger – nein! Ihr kommt – gefangen
Und an
die Heimath denkt Ihr nun mit Bangen:
Sie ist
es, die des Krieges Rechnung zahlt.
Ja, ja!
Ihr habt ganz Deutschland überschwemmt;
In
großen, langgestreckten Wagenzügen
Nach
allen Städten kamen rothe Hosen.
Die
Völker weandern! Wunderbares Fügen!
Im
lieben Deutschland überall Franzosen,
In
Frankreich wir – ein Strom, den Niemand dämmt!
Weitere
Operationen des Tresckow’schen Korps’ im Elsaß
Südwestlich
weiter bis nach l’Isle am Doubs,
Bis
Clerval schon ist Tresckow vorgedrungen
Und hat
durch seinen Marsch den Feind gezwungen,
Zurückzuweichen
ohne Rast und Ruh.
Der
lief so schnell, daß er verlor die Schuh;
Belfort’s
Entsatz ist gründlich ihm mißlungen,
Auch nicht
der mindeste Erfolg errungen –
Der
Tresckow sperrt ihm alle Wege zu.
Es
drängt ihn ab auch von der schweizer Grenze,
Daß er
der Festung nahe nicht von dort
Und
Störung den Belagernden bereite.
Die
sind gesichert nun von jeder Seite,
Und giebt’s
mit Belfort selber auch noch Tänze,
So
schreitet die Belagerung doch fort.
Aus
Belfort fiel der Feind nach Bessoncourt –
Drei
Bataillone stark mit sechs Geschützen;
Doch
sieh! – da sind auch schon die Landwehrmützen
Und
„Hurrah!“ tönt’s entgegen ihm, „bon jour!“
Was
deutsche Kraft, der Feind auch hier erfuhr:
Der
Feste Feuer mag ihn unterstützen,
Es kann
zuletzt ihm doch nur wenig nützen –
Nach
Belfort kehrt er heim auf blutiger Spur.
Zweihundert
Todte ließ er auf dem Platz,
Sechzig
Gefangne in der Unsern Händen,
Die nie
ihr Pulver ganz umsonst verschwenden.
Im
Elsaß aber hofft man auf Entsatz;
Da
sucht man wieder schon mit neuen Lügen –
Wenn
Keinen sonst – sich selber zu belügen.
Nach Autun
eiligst war zurückgewichen
Der
Alte von Caprera und sein Heer;
Es
fehlt die Kraft zu ernster Gegenwehr,
Ist
auch die Lust zum Kampfe nicht erblichen.
Sie
fühlten, daß sie mit Guerilla-Schlichen
Gewachsen
nicht geschultem Militair;
So fand
das Land vom Feinde Werder leer
Und
unterwarf es sich in weiten Strichen.
Erst
ward Auronne cernirt, dann drang er weiter
Im
Süden vor bis Dôle und seine Reiter
Ließ er
weithin nach Nord und Westen schweifen.
Doch
ward darin noch nicht genug gethan,
So daß
die Gegner den Moment ersah’n,
Der
ihnen ließ die Siegesfreude reifen.
Verstimmend
schwirrt ein Mißton durch die Leier.
Nur
Siegesklänge ließ sie Euch erschallen,
Heut
dumpfre Töne klagend in ihr hallen,
Heut klingt
ihr Lied uns nicht wie Siegesfeier.
Nacht
hatte ausgebreitet ihre Schleier,
Da
wurde preußische Landwehr überfallen
In
Châtillon – so packt mit seinen Krallen
Die
Beute, wenn er niederstürzt, der Geier.
Die
Braven schlummerten in ihren Betten;
Nur
einem Theil gelang es, sich zu retten,
Die
Andern – wer nicht todt, der ward gefangen.
Doch
ist der Feind alsbald zurückgegangen:
Verstärkung
nahte schon in scharfem Trab –
Da zog
der Oberst Garibaldi ab.
Den
Garibaldianern wuchs der Muth:
Sie
wollten nun auch größre Dinge wagen;
So
kam’s zum Kampf schon in den nächsten Tagen –
Sie
griffen an bei Nuits mit wahrer Wuth.
Doch
hielten auch die Unsrigen sich gut –
Es hat
kein Theil den Sieg davon getragen;
Fünf Stunden
haben sie sich brav geschlagen,
Auf
beiden Seiten floß viel Heldenblut.
Nun
wurde Garibaldi immer dreister;
Schlau
und gewandt, sucht er nach neuem Plan
Bei
Dijon Werder’s Stellung zu umgehen.
Jedoch
in Werder fand er seinen Meister –
Der
ließ in aller Ruh den Gegner nah’n,
Weil er
allseitig wohl sich vorgesehen.
Es
kommt von Dijon neue, gute Mähr:
Vorposten
Werder’s wurden angegriffen –
Die
ließen sich vom Feinde nicht verblüffen,
Obgleich
bei Nacht er kam von Pasques her.
Sie
warfen bei dreimaliger Wiederkehr
Auf
fünfzig Schritt den Feind – die Kugeln pfiffen
Ein
tolles Lied; da ist er ausgekniffen,
Wegwerfend
das Gepäck und das Gewehr.
Des
andern Tages ging mit zwei Brigaden
Der
General Werder selber weiter vor
Und schlug
bei Pasques den Nachtrab der Franzosen.
Er
konnte noch dem Feind bedeutend schaden,
Der
fliehend viele Leute noch verlor
Und
Nesseln pflückte statt des Sieges Rosen.
Nicht
freundlich war nun Garibaldi’s Lage.
Du
alter Held, Du thust mir wahrlich Leid;
Die
Truppen, die Du führtest, sind zerstreut,
Sie neu
zu sammeln – welche neue Plage!
Kaum
kannst Du rechnen noch auf Siegestage:
Der
beste Theil des Korps’ ward eingereiht
Dem
Centrumsheere, und die Winterzeit
Stellt
gleichfalls jede Thätigkeit in Frage.
O,
wärst Du auf Caprera doch geblieben!
Und
wenn es Dich in diesen Kampf getrieben –
Im Jura
nicht, in Nizza war Dein Platz.
Du
mußtest Hilfe Deiner Heimath bringen,
Entreißen
den Franzosen diesen Schatz –
Jetzt
war es Zeit, jetzt konnte es gelingen.
Fortgesetzte
Rüstungen der Franzosen
Ganz
Frankreich rüstet – dort das Heer im Norden,
Dort
die Loire-Armee, dort die im Westen –
Freiwillige
mit den zum Krieg gepreßten –
Ein
Lager ist das ganze Land geworden.
Zöglinge
selbst der frommen Kirchenorden
Zieh’n
in den Krieg; aus Hütten und Palästen
Strömt
Mannschaft zu des Heeres Ueberresten –
Allüberall
Armeen oder Horden.
Und
Alles nimmt die Richtung auf Paris –
Das
Blut des Landes zu des Landes Herzen –
Dort
will man schlagen eine Riesenschlacht.
Die
soll die fief empfundne Schmach ausmerzen,
Sonst
ist es aus mit Frankreich’s Ruhm und Macht,
Mit der
Nation, die einst die „große“ hieß.
D’
Aurelles verfehlt den günstigen Augenblick:
Statt
muthig eine neue Schlacht zu wagen,
Verhäll
er still sich nach des Glücks Tagen –
Und
damit war entschieden sein Geschick.
Die
günstige Stunde kehrt nicht mehr zurück.
Jetzt
konnte er das deutsche Heer noch schlagen,
Weil
stärker er; durch Zaudern und durch Zagen
Verschertzte
er sich weitres Waffenglück.
Er
suchte feste Stellung zu gewinnen
Bei
Orleans und westlich vorzudringen,
Statt
schnell den Sieg im Norden zu erringen.
Doch
auch die Deutschen westwäts weiterdrangen –
Im
Osten naht der Prinz – er ist umgangen
Und
wird nun dem Verderben nincht entrinnen.
„Der
Prinz ist da!“ Wie ein elektrischer Schlag
Durchzuckt
das Wort des deutschen Heeres Reihen.
Wer
auch kein Seher, kann jetzt prophezeien:
Bald
naht ein neuer großer Siegestag.
Aurelles
verschanzt sich stark in seinem Hag,
Allein
wie stark auch seine Schanzen seien,
Sie
werden doch ihm keinen Schutz verleihen –
Er
selber es bereits wohl ahnen mag.
Der
rothe Prinz, wieihn die Franken nennen,
Der
rothe Prinz ist da mit seinem Heer –
Da wird
das Herz dem Oderfeldherrn schwer.
Er muß
die drohende Gefahr erkennen:
„Der
Prinz ist da!“ – Das Wort wird Angst und Schrecken
Selbst
in den tapfersten Franzosen wecken.
Gefechte
bei Digny und la Loupe
und
Besetzung von Nogent-le-Rotrou
Und an
der Eure verändert seine Front
Großherzog
Friedrich Franz, verfolgt den Feind
Südwestlich
auf le Mans und bald erscheint
Er
wieder an des Gegners Horizonz.
Indeß
sich Frankreich noch im Siege sonnt,
Das
deutsche Heer verloren hält und meint,
Daß
Kératry mit Aurelles sich geeint –
Hat’s
Kératry nur eben nicht gekonnt.
Er wird
bei Digny, bei la Loupe geschlagen
Und muß
noch weiter nach Südwesten flieh’n –
Nach
Rogent-le-Rotrou die Deutschen zieh’n.
Hier
sei der neuen Königs-Grenadiere
Gedacht,
die bei la Loupe von Neuem ihre
Bravour
bewährt durch muthiges, kühnes Wagen.
Renkontres
bei Ladon und Maiziéres
Aurelles
de Paladine mit starker Macht,
Doch
vom Feldmarschall Friedrich Karl bedrängt
Und
schon in Front und Flanke eingeengt,
Ist der
umarmung zu entgeh’n bedacht.
Zurück
nicht weichen will er ohne Schlacht –
Und
wenn er, eh’ er gänzlich engezwängt,
Die
Heerestheile seines Gegners sprengt –
Vielleicht
ein großer, schöner Sieg ihm lacht.
So geht
er gegen unser zehntes Korps
Mit
seinem zwanzigsten entschlossen vor. –
Er
glaubt das Korps noch völlig isolirt.
Ein
Theil der Unsrigen rekognoscirt,
Trifft
ihn und wirft in einem harten Strauß
Aus
Ladon ihn und Maizières hinaus.
Vier
Tage später Paladine erscheint
Mit
seinem Gros und greift den Prinzen an;
Nicht
Stand der deutsche Vortrab halten kann –
Er geht
zurück; nach drängt mit Macht der Feind.
Doch
war im Irrthum er, wenn er gemeint,
Der
Gegner sei hier schwach – der Traum zerrann –
Denn
Fühlung schon das zehnte Korps gewann:
Ein
Theil des dritten ihm zum Kampf sich eint.
Des
Feindes Angriff ward zurückgewiesen
Siegreich
bei Beaune la Rolande und das Feld
Behauptet
trotz des Gegners Uebermacht.
Der
wird nun wohl noch sicherer umstellt,
Und
schön’rer Sieg noch wird von uns gepriesen,
Wenn
wieder donnern, wettern wird die Schlacht.
Von Tag
zu Tag wuchs in Paris die Noth,
Beschränkt
schon jeder Bürger auf ein Drittel
Der zur
Ernährung nöthigen Lebensmittel!
Es fehlt
an Fleischrationen und an Brot.
Selbst
was der zoologische Garten bot,
Ist
schon verzehrt; dem Mann mit hohem Titel
Wird
zugemessen, wie dem Mann im Kittel,
Das
Pferdefleisch sogar schon mit dem Loth.
Und
bald erlischt auch in der Stadt das Gas –
Die
strahlende wird Nacht im Dunklen bleiben;
Denn
nirgends mehr sind Kohlen aufzutreiben.
Dazu
der Frost und zu der großen Theurung
Der
absolute Mangel noch an Feurung –
Bald
ist erfüllt des Elends volles Maß.
Ausfälle
der Pariser Besatzung
1.
Trochu
sprach längst schon von der Offensive,
Und
Frankreich sprach von der Entscheidungsschlacht
Mit
Rückkehr der Bartholomäusnacht:
Kein
Deutscher dem Verderben mehr entliefe.
Ob dann
von Blut die Nation auch triefe:
Ein
jeder Deutsche werde umgebracht,
Zertreten
und zermalmt die deutsche Macht! –
So
sprach im ganzen Volk der Haß, der tiefe.
Es
scheint, die ersten Tage im December –
Sie
waren zur Entscheidung ausersehn;
Allseitig
ging man vor Ausgang November.
In West
und Nord und Süd ist es geschehn;
Neu
schlug des Krieges Framme rings empor –
So
brach auch Trochu aus Paris hervor.
2.
Kennt
Trochu schon die neuen Niederlagen?
Meint
er daß siegreich General Paladine?
Will er
der Südarmee entgegenzieh’n?
Will er
ihr helfen, weil sie schon geschlagen?
Will er
für sich die große Feldschlacht wagen?
Zwingt
zur Aktion der Rothen Drängen ihn?
Will
retten er das Heer, durchbrechend flieh’n?
Beginnt
Paris zu fürchten, zu verzagen?
Ein
starker Ausfall – Vinoy ist der Führer –
Nach
l’Hay und Chevilly auf’s sechste Korps –
Doch
die Franzosen sind auch hier Verlierer.
Nicht
glückt’s, die starke Stellung zu durchbrechen;
Die
wackern Schlesier ihrem Ruf entsprechen –
Viel
Leute wieder hier der Feind verlor.
3.
Das war
die brave elfte Division,
Die hier
den Feind so muthig widerstand,
Den
Durchbruch hinderte mit tapfrer Hand,
Auf den
Paris bestimmt gerechnet schon.
Nach
jedem Angriff ist der Feind gefloh’n,
Weil er
sie stets auf ihrem Posten fand.
Mach
du, mein Lied, ihr Heldenthum bekannt –
Des Sängers
Lieder sind des Kriegers Lohn.
Und
rühmte auch des Feldherrn Umsicht recht,
Den
tapfern General Gordon, der gewußt,
Klug zu
verhindern größeren Verlust!
Er ließ
die Division sich bestens decken,
Und
brach der Feind hervor, kam’s zum Gefecht,
War sie
im Stande, nieder ihn zu strecken.
4.
Nachts
bebt die Erde, feste Mauern zittern,
Wie
wenn zum Ausbruch rüstet der Vulkan,
Wie
wenn sich seine Krater aufgethan,
Und
heftige Stöße rings das Land erschüttern.
Der Donner
brüllt, wie wenn sich bei Gewittern,
Die
unheilvoll von allen Seiten nahn,
Die
Gegner treffen auf der Wolkenbahn
Und in
der Wuth sich mehr und mehr erbittern.
Blitz
folgt auf Blitz, der Himmel steht in Flammen,
Ein
Feuermeer umgiebt die Riesenstadt,
Wie
Hagel fallen Donnerkeile nieder.
O, eine
Shreckensnacht! Als bräch zusammen
Die
ganze Welt, die keinen Halt mehr hat –
Ein
Grau’n durchrieselt selbst des Stärk’sten Glieder.
5.
Am
andern Tage brach mit großen Massen
Von
Neuem Trochu vor, diesmal nach Osten,
Es soll
das Schwert, das blanke, nicht erst rosten,
Es soll
erzwingen durch den Feind die Gassen.
Doch
auch den Dienst die Württemberger passen;
Die
treuen Sachsen auch sind auf dem Posten –
Mit
Lust auf Euren Heldenmuth wir toasten:
Auf Euch
kann sich das deutsche Volk verlassen.
Bonneuil
und Champigny, Villiers und Brie,
Im
ersten Anlauf von dem Feind genommen,
Sind zu
entreißen der Franzosen Hand.
Der
Kampf erstreckte sich bis Noisy;
Zu
Hilfe Schlesier und Pommern kommen –
Da hat
der Gegner rückwärts sich gewandt.
6.
Es half
ihm nicht die große Zahl der Krieger,
Nicht
auf der Eisenbahn die Panzerwagen,
Mit
denen Furcht er suchte einzujagen –
Die
deutschen Truppen blieben doch die Sieger.
Es war
ein Kampf wohl zwischen Löw’ und Tiger:
Auch
der Franzose hat sich brav geschlagen,
Wie
rühmend unsre eignen Leute sagen,
Doch
war er hier, wie stets, der Unterlieger.
Nur
Brie sur Marne und Champigny verblieben
An
diesem Tag noch in des Feind’s Besitz –
Sonst ward
er überall zurückgetrieben.
Rings
um Paris spie Feuer das Geschütz,
Bei St.
Denis und auch an andrer Stelle
Zu
gleicher Zeit geschahen noch Ausfälle.
7.
Am
ersten Tag des neuen Monats haben
So
Freund wie Feind erfüllt die Menschenpflicht,
Und
Trauer lag auf ihrem Angesicht,
Als die
gefallnen Brüder sie begraben.
Am
zweiten sich zu neuem Kampf begaben
Die
Unsrigen, als kaum der Tag anbricht:
Sie
lassen Champigny und Brie doch nicht
In
Feindes Hand – die Sachsen und die Schwaben.
Doch
führt um neun Uhr neue Heerestheile
Der
ehrvergess’ne Ducrot ins Gefecht,
Und
wieder ward acht Stunden lang gerungen.
Da
stand’s bald gut in Champigny, bald schlecht;
Doch
hat der Feind die Unsrigen nicht bezwungen
Und
nichts erzielt zu der Pariser Heile.
8.
Ermüdet
– brach er Mittags um fünf Uhr
Ab das
Gefecht und hat es nicht erneut;
Am
nächsten Tag – da hat den Kampf gescheut
Des
Wortbruchs Held – er demonstrirte nur.
Doch
Siegesbotschaft sandte er nach Tours;
Von
hier ward falsche Kunde ausgestreut –
Da hat
ganz Frankreich wieder sich gefreut,
Begeistert
und entzückt durch Ducrot’s Schwur.
Er
hatte den Belagerten versprochen,
Siegreich
zurückzukehren nach Paris,
Wenn
nicht – als Krieger in der Schlacht zu sterben.
Doch
daß am Vierten wurden abgebrochen
Die
Marnebrücken, deutlich wohl bewies,
Daß er
mit Müh’ entronnen dem Verderben.
Rekognoscirung
des Großherzogs bei Nonneville
An der
Loire reichten sich die Hand
Prinz
Friedrich Karl – Großherzog Friedrich Franz;
Nun
kommt es bald zu neuem Waffentanz
Mit
d’Aurelles, der in guter Stellung stand.
Sie war
den Deutschen nicht genau bekannt;
Ganz
Frankreich aber sah im höchsten Glanz
d’Aurelles’
Armee, für die den Siegeskranz
Die
leicht erregte Phantasie schon wand.
Da
sandte Friedrich Franz ein bayrisch Korps,
Des
Gegners Stellung zu erkunden, vor,
Das
über Orgères auf Patay marschirte.
Und wie
nach Auftrag es recognoscirte,
Stieß
es bei Nonneville auf Uebermacht –
Da war
auf seinen Rückzug es bedacht
1.
Der
andre Morgen sah ein blutiges Ringen:
Der
Feind griff an, die Bayern warfen ihn
Bis
Loigny; hier widerstand er kühn,
So daß
zurück auf Villeprevost sie gingen.
Sie
konnten ihn – zu schwach – allein nicht zwingen;
Doch
mußten endlich die Franzosen flieh’n
Als die
siebzehnte Division erschien
Und es
versucht, nach Loigny zu dringen.
Wie
rühmenswerth des Feindes Heldenthaten,
Die
Mecklenburger unddie Hanseaten –
Sie
warfen aus dem Dorfe ihn hinaus.
Es war
ein schwerer und ein harter Strauß,
Jedoch
der Neunziger Muth und Energie
That
Wunder, wie die tapfere Kavallerie.
2.
Inzwischen
drang von Toury stürmend vor
Die
zweiundzwanzigste Division:
Aus
Baigneaux ist der Feind geworfen schon,
Der
Poupry nun zum Sammelpunkt erkor.
Die
Deutschen stürmen. Manch Kanonenrohr
Speit
Feuer, und es sank manch deutscher Sohn;
Doch
ist zuletzt auch hier der Feind gefloh’n,
Auch
Poupry er nach heißem Kampf verlor.
Hier
waren es die braven Weimaraner,
Die
nicht geachtet der Kanonen Blitze,
Dem
Feind entrissen feuernde Geschütze.
Das
Uebrige hat die Kavallerie gethan;
Sie ist
dem Fliwehenden zur Eil’ ein Mahner
Und
fegt bis unter Artenay die Bahn.
3.
Mit
frischen Truppen aber griff der Feind
Bei
Loigny Nacchmittags nochmals an;
Er
hofft, daß er den Sieg erringen kann,
Weil
plötzlich, unerwartet er erscheint.
Jedoch,
wie bös und schlimm er’s auch gemeint,
Welch
heißer Kampf sich wieder auch entspann,
Die
Division steht muthig ihren Mann,
Wie
Morgens mit der Kavallerie vereint.
Der
Feind nochmals aus Loigny vertrieben,
War
Abends, ob er sich auch brav geschlagen,
Auf
allen Punkten doch zurückgedrängt.
Der Tag
gehört zu unsern Siegestagen;
Jedoch
die Siegesfreude war beschränkt:
Auch
von den Unsern viele sind geblieben.
Die
Schlacht bei Chevilly und Chilleurs
Vereint
griff andern Tags das deutsche Heer
Den
Gegner auf der ganzwen Linie an,
Ein
mörderischer Kampf sich bald entspann –
Denn
tapfer war des Feindes Gegenwehr.
Er
machte wohl den Sieg den Deutschen schwer –
Im
Kampfgewühl der ganze Tag verrann –
Jedoch
der deutsche Prinz den Sieg gewann:
Er fegt
zuletzt vom Feind das Schlachtfeld leer.
Bei
Chevilly und Chilleurs ging er vor,
Warf
mit dem neunten und dem dritten Korps
Ihn in
den wald von Orleans hinein.
Und
Friedrich Franz’ siebzehnte Division
Nahm
stürmend Gidy, sowie Janvry ein,
Und
auch aus Pruns ist drauf der Feind gefloh’n.
Noch
enger ward am nächsten Tag der Bogen,
Der,
wie ein Gurt das Frankenheer umspannte,
Da sich
auf Orleans, das vielgenannte,
Die Deutschen
dichter noch zusammenzogen.
Da
wieder gab’s ein wildes Kampfeswogen,
An
vielen Punkten heiß die Schlacht entbrannte,
Und ob
der Feind die letzte Kraft aufwandte –
Auch
diesmal hat sein Taumel ihn betrogen.
Das
Schwerste war bwei Orleans vor Alen
Dem
neunten Korps, dem wackern, zugefallen:
Es nahm
mit Sturm den Damm der Eisenbahn.
Da
haben sich durch Muth hervorgethan
Die
biedern, kernigen Schleswig-Holsteiner;
Auch
von den tapfern Hessen wankte Keiner.
Das 85.
Regiment in der Schlacht bei Orleans
Es sind
nordwestlich von Cercottes zwei Fermen –
Ein
mörderisches Feuer unterhielten
Von
hier die Feinde, die vortrefflich zielten –
Furchtbar,
betäubend der Geschütze Lärmen.
Jedoch
die Funfundachziger sich nicht härmen:
Sie
gingen, ohne daß sie rückwärts schielten,
Entschlossen
vor, als ob sie Krieg nur spielten,
Zuerst
in aufgelösten Schützenschwärmen.
Dann
drauf zum Sturme mit em Bajonnet!
Was
fällt, das fällt – und ganz unwiderstehlich
Ist
dieser Helden tapfre Kampfesart.
Der Feind
zersprengt, gefällt, gefangen ward.
Die
Helden trieben mit ihm kein Gespött;
Doch
reichten sie die Hand einander fröhlich.
Die
Sechsunddreißiger stürmen Cercottes
in der
Schlacht bei Orleans
Nun
galt’s, Cercottes zu nehmen, wo der Feind
Noch
Feuer spie aus seinen Batterien;
Doch
wie sie wetterten und wie sie schrien –
Dem
deutschen Krieger nichts unmöglich scheint.
Geschlossen
steht der Gegner, fest geeint,
Die
Fremdenlegion; sie darf nicht fliehen –
Ein
hoher Vorzug ist ihr heut verliehen:
Sie wahrt
der Stellung Schlüssel, wie man meint.
Da
stürmt Ihr tapfern Sechsunddreißiger an,
Und
heiß entbrennt der Kampf, Mann gegen Mann,
Und
jedes Haus im Dorfe wird zur Feste.
Ihr
habt gekämpft, wie Männer je gerungen,
Und habt
zuletzt den muthigen Feind bezwungen –
Entsetzt
floh er in seinem letzten Reste.
Das
zweite Batallion des 11. Regiments
stürmt
die Windmühle vor der Vorstadt von Orleans
Dann
kam das tapfre elfte Regiment,
Ihr
wackern Schlesier kamt dann an die Reihe,
Zu
werben um des Tages blutige Weihe,
Denn
noch die späte Nachwelt ehrend nennt.
Wenn
Ihr die Mühle dort erstürmen könnt,
Daß sie
nicht länger Tod, Verderben speie,
Dann
ist für Euren Muth und Eure Treue
Ein
schöner Siegesantheil Euch gegönnt.
Ihr habt’s
gethan. Wirbelnd die Trommeln schlugen
–
Und
vorwärts ging’s mit lautem Hurrahschrei:
Es
führt zum Sturme Euch der Major Stosch.
Der
feindlichen Geschütze Muth erlosch –
Das
Werk vollbracht! Zu dem Erfolge trugen
Auch
Lauenburg’s gewandte Jäger bei.
Die
Flensburger Dragoner in der Schlacht bei Orleans
Ein
Regiment der Spathi’s sprengt heran –
Das
will den Schlesiern den Sieg entreißen;
Doch
das gelingt so leicht nicht bei den Preußen –
Flensburgs
Dragoner stürmen drauf und dran.
Ein kräftiges
Korps, ein Recke jeder Mann –
Handfeste
Hiebe fallen auf die weißen
Burnusse
der Kabylen in dem heißen
Gefecht,
daß Keiner widerstehen kann.
Ein
Theil der Spathi’s liegt dahingestreckt,
Der
andere, in wilder Flucht, bedeckt
Die
Ebene, jagt hin in Flucht und Bangen.
Da
wurden viele Spathi’s noch gefangen.
Nur
Einer kämpft, will nicht, daß man ihn schone,
Verwundet
fällt er – eine Amazone.
Der
Sturm auf die Vorstadt St. Jean
Noch
spielte die Marine-Batterie
Bei
Gidy mit entsetzlich dumpfen Klang,
Jedoch
die preußische Artillerie bezwang
Und
hessische Infanterie erstürmte sie.
Und nun
mit ganzer voller Energie
Warf
sich der alte Manstein af St. Jean,
Und
unaufhaltsam in die Vorstadt drang
Die
Schaar; sein muth ihr höhern Muth verlieh.
Ihr wieder
seid dabei, Ihr tapfern Elfer,
Ihr
Fünfundachtziger auch, und wieder Helfer
Sind
Euch die Lauenburger Jäger.
Nun
ward des Feindes Feuer immer träger,
Und eh’
die dunkle Nacht, die jetzt regiert,
Vergeht,
hat Orleans kapitulirt.
Von
Metz auf einem weiten, langen Wege
War
unterdeß das erste eutsche Heer
Bis
Noyon gelangt in ungefähr
Zwei
wochen, daß es rein den Norden fege.
Austheilen
wird’s, so hofft es, tüchtige Schläge,
Des
Siegeslauf ausdehnen bis ans Meer:
Der
Feind nicht länger vor Paris begehr,
Zu
kommen der Cernirung ins Gehege.
Das
siebente Armeekorps war erwählt,
Die
Festungen zu nehmen, zu den Schlachten
Das
erste Korps erlesen mit dem achten.
Da
gab’s im deutschen Volke manchen Zweifel,
Weil man
den Kommandierenden, Manteuffel,
Nicht
zu den großen deutschen Feldherrn zählt.
Endgegenstand
die große Nordarmee,
Die
neugebildet ward von den Franzosen.
Sie
zählte tüchtige Kräfte: viel Matrosen
Und
Truppen, die gedient schon auf der See.
Wie
hoch des Kampfes Woge da auch geh –
Sie
sind gewöhnt an wilden Meeres Tosen
Und
sind voll Ingrimms, daß die rothen Hosen
Vom
Vaterland nicht abgewehrt das Weh.
Bourbaki
hat dasHeer organisirt,
Doch
eine andre Stellung übernommen,
Und
Faidherbe ist an seinen Platz gekommen.
Das
Heer war gut insofern situirt,
Daß es
auf starke Festungen sich stützte,
Ein
Festungsgurt es vor Verfolgung schützte.
Wo Er
dereinst in seinen jüngern Tagen
Als Staatsgefangner
lange Zeit gesessen –
Wer
hätte wohl die Festung Ham vergessen? –
Dort
hat das Neueste sich zugetragen.
Es läßt
sich nichts Besondres davon sagen,
Auch
ist kein großer Sieg uns zugemessen
Deshalb,
daß Ham kapitulirt – indessen
Doch
eine mehr zu Frankreich’s Niederlagen.
Ob wohl
auch Er zurück an Ham noch denkt?
Damals
ein Abenteurer – dann ein Kaiser;
Jedoch
das Glück – es machte Ihn nicht weiser.
Er hat
den alten Schwindel stets erneuert,
Und
weil er nach wie vor geabenteuert,
Zum
zweiten Mal Er jetzt den Lohn empfängt.
Rekognoscirungsgefechte
bei Le Quesnel und Roye
Manteuffel
koncentrirt an der Oise
Sein
Heer und läßt den Feind rekognosciren:
Bald
werden ihn die Seinen attakiren –
Der
Krieg tritt ein in eine neue Phase.
Auf Frankreich’s
Seite war auch hier die Phrase –
Sie
ließ die Franken auf Paris marschiren,
Im
Norden die Cernirung massakriren,
Als
gält’s nur abzuschlachten Reh und Hase.
Da aber
kam der Oberst Lüderitz –
Der
wettert in die Feinde, wie der Blitz,
Und
treibt sie bei Le Quesnel auseinander.
Als
andern Tags sich andre Truppen nah’n,
Hat er
das Gleiche bei Roye gethan –
Wo
bleibt Faidherbe, der neue Alexander?
Weiter
und weiter man in Frankreich träumt,
Es
werde seinem Eifer noch gelingen,
Die
formidable Heeresmacht zu zwingen,
Sie aus
dem Land zu treiben unversäumt.
Indessen
so der Feuergeist noch schäumt
Und
nicht vermag, Paris Ersatz zu bringen
Und die
erhofften Siege zu erringen,
Wird
von uns immer weiter aufgeräumt.
Auch Thionville,
das feste ist gefallen;
Nur
einige Tage ward es bombardirt –
Da war
es matt und hat kapitulirt.
La
Fère, das noch allein die Bahn gesperrt
Von
Rheims nach Frankreich’s Hauptstadt, fiel nun auch:
Kapituliren
wird bei Euch zum Brauch,
Der die
„Gloire“ hinab zum Staube zerrt.
Was von
Entschlossenheit ihr schwatzt und plärrt, -
Nur
Worte sind’s, und Worte sind ein Hauch;
Die
Thaten aber gehen auf in Rauch,
Drum
hat noch jede Hoffnung Euch genärrt.
Zweitägiges
Bombardement genügte,
Den
wichtigen Platz zu jähem Fall zu bringen,
Das
Oeffnen seiner Thore zu erzwingen.
Dem
Heer erwächst jetzt Vortheil vielerlei,
Da es
noch über eine Bahn verfügte,
Die bis
Paris ununterbrochen frei.
Die
Schlacht von Amiens oder Moreuil
Manteuffel
rückt indeß mit seinem Heer
In Eile
vor, um Frankreich’s Nordarmee
Zu
hindern, daß sie weiter südlich geh’,
In den
Parisern neue Hoffnung nähr.
So
kam’s zur Schlacht. Es wurde heiß und schwer
Gerungen,
wie in andern Schlachten je;
Vieltausend
fielen – doch das größte Weh
Des
Feindes war, daß er nun hoffnungsleer.
Auf
Amiens zurückgeworfen, sieht
Den Weg
er nach dem Süden sich verlegt,
Kann
Frankreichs Hauptstadt keine Hilfe bringen.
Dem
Sieger aber weitre Früchte trägt
Die
Schlacht bei Moreuil: auch aus Amiens flieht
Der
Feind, als seine Bürger in ihn dringen.
Das 9.
Husaren-Regiment in der Schlacht von Amiens
Im
Kampfe hat sich recht hervorgethan
Ein
Theil des neunten Regiments Husaren;
Rühmend
wird die Geschichte es bewahren,
Wie sie
zum Sieg gebrochen kühn die Bahn.
Als sie
sich gegenüber stehen sahn
Ein
Bataillon Marine, tapfre Schaaren,
Da sind
wie Wetter sie dareingefahren,
Sausend,
wie wenn der Sturm wird zum Orkan.
Zwei
Eskadrons im Fluge überritten
Das
Bataillon, das fest wie eine Mauer
Bei der
Husaren kühnem Anprall stand.
Furchtbar
war der Verlust, den es erlitten;
In
einem Kampfe von nur kurzer Dauer,
Vollständig
fast den Untergang es fand.
Das
VIII. Armeekorps in der Schlacht von Amiens
Dem
achten Korps gebührt der höchste Preis:
Fest
und entschlossen ist es vorgedrungen
Und hat
den stärkern, tapfern Feind gezwungen,
Zurückzugeh’n
nach viel vergoß’nem Schweiß.
Es hat
das Korps ein neues Lorbeerreis
Sich
hier in seinen Ruhmeskranz geschlungen,
Männlich
und muthig hat’s darum gerungen –
Der
Feind war brav, der Kampf war schwer und heiß.
Das
Blachfeld weit bedeckt mit Feindesleichen!
Geschütze,
sowie viele der Mobilen
Gefangen
in die Hand des Siegers fielen.
Doch
konnte er so Großes nur erreichen
Mit schweren
Opfern – ach! auch von den Siegern
Lag
mancher unter den gefall’nen Kriegern.
Das I.
Armeekorps in der Schlacht von Amiens
Das
erste Korps in diesem Treffen focht
Bei
Gentelles und bei Villers-Bretonneux.
Dort
war zu nehmen eine wichtige Höh’,
Und die
Bravour der Unsern hat’s vermocht,
Wie
auch der Feind auf seine Stellung pocht,
Im
Wahne, daß sie nicht zu nehmen geh,
Das
erste Korps, vorschreitend peu à peu
Doch
gleichfalls neuen Siegeskranz sich flocht.
Hier
habt Ihr Vierundvierziger entchieden
Den
Kampf: kühn nahmt Ihr mit dem Bajonnet
Zuletzt
bei Villers-Bretonneux die Schanze.
Da sank
manch Braver auf der Ehre Bett,
Und
wenn Ihr heimkehrt nach geschloss’nem Frieden
Mischt
Trauer sich mit Eures Ruhmes Glanze.
Nun gilt’s,
dem Feinde an den Fersen bleiben,
Der
nach der Schlacht in wilde Flucht gerieth,
In
Ordnung theilweis nur zurück sich zieht –
Die
Kavallerie muß ihn nach Arras treiben.
Gelingt’s
auch nicht, ihn völlig aufzureiben,
Weil er
zu hastig nach dem Norden flieht,
So sind
dem deutschen Heer vom deutschen Lied
Doch
glänzende Erfolge zuzuschreiben.
Denn
mit der Hauptmacht nach Rouen sich wendend,
Wo noch
ein starkes Korps vom Feinde steht,
Dringt
Göben vor mit großer Energie.
Ein
kurzer Kampf, mit neuem Sieg sich endend –
Und
auch Rouen dem Feind verloren geht,
Die
stolze Königin der Normandie.
Nun
grüßt das deutsche Heer den Ocean –
Und
Furcht und Zittern herrschen in Dieppe;
Den
Kopf verliert der Bürger wie der Schöppe –
Man bleibt
in Frankreich bei dem alten Wahn:
Entsetzen
ruft hervor noch der Ulan,
Als
wär’s ein Sohn der Wüste und der Steppe,
Der mit
sich fort die kleinen Kinder schleppe –
Und
doch hat Keiner was dem Volk gethan.
Man
denkt an keinen ernsten Widerstand,
Entwaffnet
schnell die Nationalgardisten
Und auf
die Schiffe bringt man alle Waffen.
Drauf
rückten ein die deutschen Kavalleristen.
Sie
machten England’s Kindern viel zu schaffen –
Doch
andern Tages schon die Schaar verschwand.
Inzwischen
aber haben wir erlitten
In
Etrepagny eine kleine Schlappe.
Der
Feind, begierig, daß er was erschnappe,
Hat
wieder tückisch gegen uns gestritten.
Ein
kleines Korps befand sich dort inmitten
Des
Feind’s, der sich, als trüg’ er die Tarnkappe,
Verborgen
hielt, daß man ihn nicht ertappe –
Und
Nachts ist er zum Ueberfall geschritten.
Von
Innen und von Außen kam der Feind,
Und nur
mit sehr erheblichem Verlust
Hat
sich das Korps zu retten noch gewußt.
Doch
hat auch dieser Ort getäuscht sich wieder,
Wenn er
der Strafe zu entgeh’n gemeint –
Die
Sachsen brannten andern Tags ihn nieder.
Nun
auch ein Sieg zur See! Der „Meteor“,
Ein
saub’res preußisches Kanonenboot,
Geht
bei Havana eben nicht devot
Und
kleinlaut gegen einen Kreuzer vor.
Er
summt sein Lied ihm gründlich in das Ohr
Und
bringt den „Bouvet“ bald in große Noth;
Den
vollen Untergang er ihm schon droht,
Als
seine Masten leider er verlor.
Der
„Bouvet“ mit zerschoss’ner Takelage
Und mit
fünf schweren Wunden in dem Rumpfe
Lief vor
ihm in den nahen Hafen ein.
Doch
wird er hier nicht lange sicher sein:
Der
„Meteor“ hat immer noch Courage
Und
zwingt zum Kampf ihn wohl mit neuem Trumpfe.
dem
Könige von Preußen die Kaiserkrone an
I.
Wir
erbten von den Römern die Cäsaren,
Ureigen
sind sie unserm Volke nicht,
Dem
deutschen Geist ihr Wesen nicht entspricht,
In dem
sich Ländergier und Herrschsucht paaren.
Reichlich
hat dies auch unser Volk erfahren,
Und
fehlt’s der Kaiserzeit auch nicht an Licht –
Wir
leisten gern auf ihren Ruhm Verzicht
Und
möchten lieber unsern Geist uns wahren.
Ich
denke an die kühnen Adlerflüge –
„Mehrer
des Reiches“ – an die Römerzüge –
O, laßt
den Rothbart doch auf ewig schlafen!
Ihr ruft
ihn wach. Wird’s sein des Friedens Hafen –
Das
neue Reich? Viel Heil wär’ uns
beschieden,
Wär’
endlich dieses Kaiserthum – der Frieden!
II.
Der
Wittelsbacher hat drauf angetragen:
Die
deutschen Fürsten sollen neu errichten
Das
deutsche Kaiserreich – das heißt: verzichten
Auf
einen Theil der Macht. – Viel will das sagen.
Fürwahr!
das ist gering nicht anzuschlagen:
Die
eigne Souveränität vernichten,
Lag
niemals doch in eines Fürsten Dichten –
Doch so
nur kann der neue Morgen tagen.
Damit
hat König Ludwig ausgeglichen
Großherzig,
was gefehlt von Bayern ward,
Als im
Vertrag die Einheit es gestrichen.
Doch
was mir an dem Antrag nicht gefällt:
Das
Kaiserthum ist keine deutsche Art,
Wieviel
man auch auf Deutschlands Kaiser hält.
Der Reichstag
genehmigt die Staatsverträge
und die
Abänderung der Verfassung des deutschen Bundes
Genehmigt
Alles, Alles – pure blank!
Das
Reich ist fertig und das Volk ist einig!
Doch
scheint der Einheitsmantel fadenscheinig –
Derselbe,
der dem Bundestag entsank.
Es
winkt daraus der alte Zwist und Zank:
Das
Regiment vielköpfig und vielbeinig,
Der Weg
zur inneren Entwicklung steinig,
Das
neue Reich von der Geburt an krank.
Gab’s
wirklich keine Zeit, des Volkes Rechte
In das
Verfassungswerk hineinzubringen?
Wenn
jetzt nicht – wann wird später es gelingen?
Wer
schlägt die Schlachten, blutet im Gefechte?
Das
Volk begehrt als seiner Thaten Lohn:
Zu sein
– die freie
einige Nation.
Der
preußische Landtag wird eröffnet
Gesiegt? Ja wohl!
Wie wir gehofft, geahnt –
Doch
anders ist im Innern es gekommen,
Als
glühende Begeist’rung angenommen:
Dem
freien Geiste ward kein Weg gebahnt.
Der
Krieg hat nicht das Volk gewarnt, gemahnt,
Des
Geistes Feuer ist noch mehr verglommen,
Und
siegend schreitet vor, was von den Frommen
Und den
Ultramontanen wird geplant.
Der
Landtag ist eröffnet in Berlin.
Ein
seltsam Bild – in dieser zweiten Kammer
Des
Heldenvolks – die finstere Kohorte!
Wir
stehen vor verhängnißvoller Pforte:
Es
schläft das Volk – in seine Wohnung zieh’n
Die
Priestermacht, der Jesuiten-Jammer.
Zurück
zum Kampf! Im Elsaß kaum noch regen
Kann
sich der Feind; weithin das ganze Land
Ist
fest und sicher in der Unsern Hand,
Die
allen Franktireurs das Handwerk legen.
Das Land
erholt sich schon von seinen Schlägen;
Nur
Belfort leistet uns noch Widerstand,
Ein
Adlerhorst auf steiler Felsenwand,
Zur
Kapitulation nicht zu bewegen.
Drum
galt’s, die Festung enger einzuschließen,
Die
sich bemüht, mit öfteren Ausfällen
Die
Arbeit zu vereiteln vor den Wällen.
Und
Tresckow brachte bei Bosmont den Wald,
Le
Grand Bois – fast ohne Blutvergießen –
Und
Andelnans in unsere Gewalt.
Dagegen
fiel ein andres Felsennest
Nun
unerwartet doch in unsre Hände:
Der
Widerstand von Pfalzburg ist zu Ende,
Das
stets doch galt als uneinnehmbar fest.
So wie
der Aar die Flügel sinken lät,
Daß aus
der Höh zur Erde er sich wende,
Wenn
sicher traf des Bogens tödtliche Spende –
Empfängt
nun Pfalzburg seinen letzten Rest.
Die steilen
Felsenwände ihm nichts nützten:
Von
unseren gezogenen Geschützen
Wird es
in eine Trümmerstatt verwandelt.
Der
tapfere Major Taillant unterhandelt
Jedoch
erst dann zu seiner Ehre Wahrung,
Als der
Besatzung schon gebrach die Nahrung.
Von
Werder’s Korps griff General von der
Goltz
Den
Feind in Stärke von sechstausend Mann
Bei
Longeau in der Näh von Langres an –
Und
wieder ward gebeugt der Feinde Stolz.
Ihr
dauert jetzt uns fast – jedoch ihr wollt’s!
Wem
nicht zu rathen, man nicht helfen kann;
Der
Traum der Größe Euch noch nicht zerrann,
Ihr
wollt noch mehr gezüchtigt sein – Ihr sollt’s!
Wie Ihr
bei Longeau wieder seid geschlagen,
Erwarten
Euch noch viele Niederlagen,
Wenn
Ihr nicht endlich endet diesen Krieg.
Die
Vierunddreißiger ehrte hier der Sieg:
Sie
drangen muthig auf den Gegner ein
Und
jagten in die Festung ihn hinein.
Aus
Frankreich’s Süden war herangerückt,
Geführt
von Cremer neue Heeresmacht,
So kam
bei Nuits es abermals zur Schlacht –
Doch
Cremer hat kein Lorbeerreis gepflückt.
Dem
deutschen Sprößling ist es nicht geglückt,
Das
deutsche Heer, wie er es wohl gedacht,
Zu
überfallen; treu auf seiner Wacht,
Hat es
den Feind in hartem Kampf erdrückt.
Es
waren Badens heldentapfre Krieger,
Die
löwenmuthig hier fünf Stunden fochten
Und
einen neuen Siegeskranz sich flochten.
Ihr
Angriff wurde immer ungestümer;
Doch
bald verwundet auch der General Glümer,
Sowie
Prinz Wilhelm – die des Tages Sieger.
General von der Goltz überfällt die Franzosen
bei Langres
Noch
einmal griff der Feind bei Langres an
Der
General Goltz, er überraschte ihn
In vier
Kantonnements, vorstoßend kühn,
Zersprengte
ihn, eh’ er sich noch besann.
Der
Feind zum Stehen kaum die Zeit gewann,
War
bald genöthigt, sich zurückzuzieh’n
In
größter Hast, nach Norden zu entflieh’n,
Und
ließ zurück gefangen fünfzig Mann.
Er
zeigte eben nicht gar viel Courage,
Warf
die Gewehre weg und sein Gepäck
Und
ließ in unsern Händen die Bagage.
So ward
erreicht des kühnen Zuges Zweck:
Die
Schaaren, dievon hier nach Norden floh’n,
Sobald
nicht wieder Werder’s Korps bedroh’n.
Die
Loire-Armee. D’Aurelles. Kératry.
An der
Loire neues, eifriges Rüsten,
Das große
Frankenheer zertheilt, zersprengt –
Doch
der entschlossene Gambetta denkt
An neue
Pläne, neues Ueberlisten.
Und
bald die Franken wieder keck sich brüsten,
Daß
Chanzy, der nach Westen ward gedrängt,
Bourbaki,
der nach Osten abgeschwenkt,
Die
deutschen Heere dennoch schlagen müßten.
Auch d’Aurelles
gilt nun wieder als Verräther,
Gambetta
hat ungnädig ihn entlassen –
Genug,
den hochverehrten jetzt zu hassen.
Auch Kératry
vom Schauplatz abgetreten!
Auch er
jetzt ein Verdächtiger, Geschmähter –
So hat
um die Entlassung er gebeten.
Arrièregardengefecht
bei Meung
Bei
Orleans auf schwere Kampfestage
Folgt
bald ein neues heißes Kampfspiel nach –
Zersprengt
der Feind, doch nicht bedeckt mit Schmach,
Noch
war nicht ganz verzweifelt seine Lage.
Ein
Theil des Heer’s erholt sich von dem Schlage,
Und
neue Hilfe man in Tours versprach,
Die
bald von dem Regierungssitz aufbrach,
Daß sie
den Kampf mit den Verfolgern wage.
Großherzog
Friedrich Franz folgt auf dem Fuß
Dem
Feinde auf der Straße nach Blois
Und
kommt bei Meung zuerst dem Nachtrab nah.
Tresckow’s
Division, sowie die Bayern
Entboten
ihrem Gegner ihren Gruß,
Um in
der Nacht noch schönen Sieg zu feiern.
Doch
war das erst der Anfang, nicht das Ende –
Des
andern Tages stellte sich zur Schlacht
Der
Feind mit starker, überlegner Macht;
Er
hofft noch einmal, daß das Glück sich wende.
Daß er
dem Gegner besser widerstände,
Nimmt
er auf jeden Vortheil klug Bedacht
Und hat
in Flankenstellung sich gebracht –
Er will
den Löwen packen in der Lende.
Das war
ein stundenlanges, blutiges Ringen –
Am
Schwersten ward gekämpft um Beaugency;
Das hat
zuletzt der Großherzog genommen.
Jedoch
zu Ende war man nicht gekommen –
Die
deutschen Truppen, wie ermattet sie,
Sie
mußten neue Thaten noch vollbringen.
1.
Noch
war die Schlacht nicht völlig ausgeschlagen –
Noch
hielt der Feind den Wald von Marchenoir;
Das
Kampfesziel des nächsten Tages war:
Ihn
auch aus dieser Stellung zu verjagen.
Und es
gelang – und von den Siegestagen
Des
braven Korps, wie es fast wunderbar
Anstrengungen
getrotzt und der Gefahr,
Wird
noch die späte Nachwelt singen und sagen,
Es warf
den starken Gegner aus dem Wald,
Entriß
ihm Bonvalet und Villorceau
Und
Cernay auch, vordringend siegesfroh.
Schon
tief erschöpft von tagelangem Kämpfen,
Ließ es
den Muth durch Mattigkeit nicht dämpfen,
Sich
auch nicht durch die „Gums“ gebieten Halt.
2.
Nach
Ruhe sehnt sich endlich der Solat.
Sie
sollte ihm auch andern Tags nicht werden –
Es
dauern fort Anstrengung und Beschwerden,
Weil
wieder sich der Feind vorstoßend naht.
Doch
kam es heut zu keiner rechten That,
Wenn
auch des Feindes Massen sich gebehrden,
Als
könnten die das deutsche Heer gefährden –
Sie
waren selbst erschöpft im höchsten Grad.
Auch
merkten sie, Verstärkung sei gekommen –
So
blieb es heut bei kleineren Gefechten,
Die
nicht die Heere, nur die Mannschaft schwächten.
Nun von
neun Tagen sieben schon im Kampfe,
Verbracht
im Schlachtgewühl, im Pulverdampfe –
Wo habt
die Kraft dazu Ihr hergenommen?
3.
Das
zehnte Korps war schnell herangerückt
Von
Orleans, griff ins Gefecht mit ein,
Das
neunte auch muß seine Kräfte leih’n –
So ist
des Feindes Absicht nicht geglückt.
Das
neunte Korps, südwestlich abgeschickt,
Dem
Feind zu folgen rüstig hinterdrein –
Es
hatte schon bei Montlivault allein
Und bei
Schloß Chambord neuen Sieg gepflückt.
Das
dritte Korps, das ostwärts bis Briare,
Den
Feind verfolgend, vorgedrungen war,
Marschirte
gleichfalls eilig jetzt nach Westen.
Inzwischen
hatte auch die Kavallerie,
Durchstreifend
die Sologne, mit einigen Resten
Des
Feinds siegreich gefochten bei Salbris.
4.
Der
Sonntag kommt – nun wird doch Ruhe sein?
O nein!
schon in des neuen Tages Frühe,
Als ob
vor lauter Kampfbegier er glühe,
Nimmt
abermals der feind Schlachtstellung ein.
Doch
war es wiederum nur leerer Schein,
Verbergen
galt’s, daß er zurück sich ziehe;
Doch
konnt’ er wohl ersparen sich die Mühe –
Die
Unsern zogen doch nicht hinterdrein.
Sie
pflegen endlich Ruh’ in den Quartieren,
Und nur
der Vortrab mit dem zehnten Korps
Ging
mit der Kavallerie bald weiter vor.
Nur
einen halben Ruhetag – und wieder
Gestärkt,
geordnet stehn des Heeres Glieder,
Um
frohen Muthes weiter zu marschiren.
5.
Der
Feind zog ab. In großer Ueberzahl
Stand
er dem deutschen Heere gegenüber,
Und
Rache, Wuth durchzuckte jede Fiber,
Krampfhaft
umfaßt die Hand den blanken Stahl.
Gern
hätt den Gegner er besiegt einmal,
Zertreten
nd zermalmt ihn noch viel lieber,
Doch
seine Aussicht wurde immer trüber,
Und
endlich blieb zum Rückzug keine Wahl.
Der
Deutschen zäher, tapfrer Widerstand
Brach
der Franzosen inn’re, sittliche Kraft,
Hat
unserm Heer den vollen Sieg verschafft.
Jetzt
galt’s, den Vortheil weiter auszubeuten:
Man
darf dem Feind nicht lassen freie Hand –
Und
folgt ihm nach mit unsern braven Leuten.
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