Theodor Hofferichter                           Kriegs-Sonette

                                                                                               (Fortsetzung)

 

 

 

 

Abstimmung in Paris

 

Roth oder Blau? – jetzt muß es sich entscheiden.

Was will Paris? Hält es zu der Regierung?

Will’s unter Trochu’s, unter Favre’s Führung

Den innern Kampf, die innere Zwietracht meiden?

 

Will’s den Gehorsam künden diesen Beiden?

Will es in Wahrheit die Konstituierung

Des Kommunismus?  Will es die Handthierung

Der vielgepriesenen „Gemeinde“ leiden?

 

Es werde abgestimmt!  Der Sieg – den Blauen!

Trochu und Favre haben das Vertrauen –

Die Zahl der Rothen ist doch noch zu klein.

 

Doch ihre drohende Haltung schüchtert ein,

Wird immer wieder die Regierung lähmen,

Die ihren Wünschen sich muß anbequemen.

 

 

 

Verhandlungen über den Waffenstillstand

 

Thiers kutschirt noch fleißig hin und her,

Bringt doch den Waffenstillstand nicht zu Stande,

Und Alles wird verlaufen sich im Sande;

Ja, wenn nicht der französische Hochmuth wär!

 

Mit dem zu unterhandeln – ist es schwer:

Er will nichts bieten uns zum Unterpfande,

Betrachtet jede Koncession als Schande –

Wir möchten aus dem Lande abzieh’n – leer.

 

Und immer wieder eitle, stolze Worte:

„Nicht blos Paris, sowie die Preußen wähnen –

Ganz Frankreich müssen sie zuletzt belagern.

 

Ausdauer nur! Kohorte um Kohorte

Kommt her, zu frieren und hier abzumagern –

Sie werden bald sich nach der Heimath sehnen!“

 

 

 

Der Waffenstillstand – abgelehnt

 

Ihr weist den Waffenstillstand von der Hand,

Den auf Thiers’ Verlangen angeboten

Der Bundeskanzler?  Fürchtet Ihr die Rothen?

War nicht genug, was er Euch zugestand?

 

Die Friedensfrage konnte Euer Land

Dabei entscheiden frei mit seinen Boten;

Doch Euer Wunsch stand wohl nur nach den Broten,

Ging nicht auf Frieden, nein! – auf Proviant.

 

Jules Favre, sagt man, habe acceptirt,

Doch Trochu wies das Angebot zurück;

Fürwahr! für uns, doch nicht für Euch – zum Glück.

 

Die fremden Mächte müssen fortan schweigen:

Mehr Friedensliebe konnten wir nicht zeigen –

Nun wird der Friede – in Paris diktirt!

 

 

 

Ein Blick auf die Wilhelmshöhe

 

Ein Hin und Her, ein Kommen und ein Gehen,

Als ob der Kaiser Hof im Schosse hielt;

Man diplomatiert, man plant, man spielt,

Wie man’s gewohnt – als wäre nichts geschehen.

 

Ei, auch die Kaiserin läßt sich wieder sehen?

Was wohl die Intrigantin jetzt empfiehlt?

Leicht zu errathen ist, was sie erzielt –

Das Kaiserreich soll wieder auferstehen.

 

Auch die in Metz gefangenen Marschälle

Sind da? auch ihnen ward’s anheimgestellt,

Frei auf der Wilhelmshöhe zu verkehren?

 

Läßt man des Kaisers Freunde frei gewähren,

Scheint’s nicht, daß man bei uns an höchster Stelle

Die Restauration für möglich hält?

 

 

 

Dem poetischen Kollegen

 

I.

 

Es würde meinen Bildern etwas fehlen,

Blieb mein Gesang von Deinen Liedern stumm,

Der Du mit manchem Humoristikum

Der Krieger frohen Muth gewußt zu stählen.

 

Wie klang’s so lustig aus viel tausendKehlen –

Dein Wort: „Was kraucht dort in dem Busch herum?“

Dein Wort: „Ich glaub’, es ist Napolium“ –

Die Kriegsgeschichte muß auch das erzählen.

 

Es haben Freiligrath und Rittershaus

Mit Flammenworten mächtig angefacht

Des deutschen Volkes Kriegsbegeisterung.

 

Doch auch was Kutschke sang, hat Alt und Jung

Ergötzt und opferwillig sie gemacht –

Nun aber ist’s mit Deinen Liedern aus.

 

 

II.

 

Doch nein!  Er kraucht nicht mehr herum im Feld;

Doch sehn wir immer wieder ihn auftauchen.

Er wird auch fernerhin herum noch krauchen,

Herumirrlichteriren in der Welt.

 

Laß Deinen Geist, Du Kriegs- und Sangesheld,

Noch viele Lieder in die Feder hauchen!

Wir werden immer nur Humor gebrauchen,

Wenn ein „Napolium“ die Lust vergällt.

 

Doch sag, wer bist Du, muntrer Füsilier?

Du Räthsel, Du, der große Unbekannte,

Wenn gleich die ganze Welt Dich „Kutschke“ nannte?

 

Ein „Überall und Nirgends“ – scheint es mir,

Kein einzelnes Individuum – der CHor:

Der „Kutschke“, glaub’ ich, ist der Volkshumor.

 

 

 

Vor den Wahlen

 

Sie steh’n im Felde, schirmend unser Land,

Und freudig opfern sie für uns ihr Blut –

Schirmt Ihnen Ihr daheim das höchste Gut,

Gesetz und Recht, der Freiheit Unterpfand!

 

Des Landes Zukunft liegt in Eurer Hand –

Wählt frei und zeigt den rechten Mannesmuth!

Wenn seine Pflicht ein Jeder von uns thut,

Wird neues Unheil von uns abgewandt.

 

Wenn aus dem Felde heim die Krieger kehren –

Weh, Weh uns! hätten sie ein Recht zu klagen:

„Ihr ließet feige unser Recht verkümmern.

 

Nein! nein! die Sieger sollen von uns sagen,

Daß wir gewesen wackere Schutzwehren,

Daß wir ihr Reht gelassen nicht zertrümmern.

 

 

Dijon kapitulirt

 

Auf Dijon weiter rückte General Beyer

Von Gray.  „So lang vor Dôle wir operiren,

Wird Dijon nicht der Gegner attakiren“ –

Schrieb Garibaldi zwar als Trostverleiher.

 

Doch Werder tanzte nicht nach seiner Leier

Und ließ, statt rückwärts sich zu koncentriren,

Auf Dijon eilig den General marschiren –

Da gab es eine neue Siegesfeier.

 

Dijon, als Beyer’s braves, tapfres Korps

Erstürmt die Höh’n von St. Apollinaire,

Zog doch dem Kampf die Uebergabe vor.

 

Mit Botschaft nahte ein Parlamentär,

Und bald ward es im ganzen Lande kund:

Gefallen – auch die Hauptstadt von Burgund.

 

 

 

Cambriels, Michel und Garibaldi

 

Sie konnten sich nun einmal nicht vertragen,

Und Cambriels muß Garibaldi weichen,

Muß vor dem Widerpart die Segel streichen,

Nachdem am Oignon er war geschlagen.

 

Doch hört man bald auch über Michel klagen –

Sein Stern ist schon beim Aufgehn im Erbleichen –

Und Garibaldi selbst kann nichts erreichen,

Kann mit den Seinen immer noch nichts wagen.

 

Noch eh die Banden recht organisirt,

Das deutsche Heer auf Dijon schon marschirt

Und weiter dringt von dort es vor auf Dôle.

 

Da muß er für die Seinen sorgen wohl,

Nach Autun schnell sein Hauptquartier verlegen

Und seine Truppenmacht – auf Schienenwegen.

 

 

 

Operationen im Elsaß

 

Nun gilts im Elsaß weiter aufzuräumen,

Der General Tresckow drang mit einem Korps,

Die Franktireurs vertreibend, südlich vor

Und riß den Feind aus seinen Träumen.

 

Der hob, weil noch nie deutschen Truppen säumen,

Schon wieder dreist und keck sein Haupt empor –

Nicht weiß zu waschen ist einmal der Mohr,

Und ewig wird der Franken Hochmuth schäumen.

 

Tresckow in einer Reihe von Gefechten –

Bei les Errues, bei Rougemont und bei

Petit-Magny – macht sich bald die Wege frei.

 

Nun kann die Festung Belfort er cerniren,

Dann südlich bis nach Montbéliard marschiren –

Hier steht ihm wieder Werder nah zur Rechten.

 

 

 

Fort Mortier ergiebt sich

 

Schon wieder ein Erfolg im Festungskriege:

Fort Mortier hat den Unsern sich ergeben.

Verschworen hatte sich auf Tod und Leben

Der Feind, damit die Feste nicht erliege.

 

Jedoch, wie hoch des Gegners Sinn auch fliege,

Es hilft kein Trotzen, hilft kein Widerstreben:

Das deutsche Heer ist auch entschlossen eben –

Und unaufhaltsam dringt’s von Sieg zu Siege.

 

Die Feste ward cernirt und bombardirt,

Und bald – erst wenige Tage sind verflossen –

Bald ist total zusammen sie geschossen.

 

Nun wird auch Breisach sich nicht länger halten,

Die deutsche Fahne sich auch dort entfalten –

Bald ist der ganze Elsaß occupirt.

 

 

 

Bitsch und Pfalzburg

 

Auch Bitsch und Pfalzburg wurden längst cernirt,

Doch uneinnehmbar sind die Felsennester;

Kaum giebt’s ein Fort, das sicherer und fester –

Da hilft es nichts, daß man sie bombardirt.

 

Die Feste Bitsch wird jetzt nur observirt

Und lebt mit den Belagerern in bester

Beziehung, sowie Pfalzburg, ihre Schwester,

Die, sowie jene, reich proviantirt.

 

Man hält die Festen eben nur im Schach,

Daß sie durch Ausfall in Gefahr nicht bringen

Die Munitions- und Proviant-Transporte.

 

Denn ist auch die Besatzung klein und schwach,

So könnte ihr doch mancher Coup gelingen,

Verlegte man ihr nicht die Ausfallspforte.

 

 

 

Einsturz des Tunnels von Nanteuil

 

Ein rechter Unfall!  Rüstig, angestrengt

War man bemüht, bereits seit vielen Wochen,

Bei Nanteuil auszubau’n auf festen Jochen

Den Tunnel, den die Franken dort gesprengt.

 

Da hat des Berges Masse sich gesenkt,

Und leicht, wie Halme, ist zerknickt, gebrochen

Das massige Gebälk, hat nicht entsprochen

Dem festen Glauben, den man ihm geschenkt.

 

Umsonst die Arbeit und so bald nicht fahrbar

Die Eisenbahn! Umsonst gehofft! Aufräumen

Die Trümmer – hieße viele Zeit versäumen.

 

Doch ist die riesige Arbeit wohl ersparbar:

Man wird die Tunneltrümmer und die Höhen

Mit einem neuen Schienenweg umgehen.

 

 

 

Verdun kapitulirt

 

Toul, Metz, Verdun – wie eine heilige Drei!

Nun sämmtlich wieder in der Deutschen Hand!

Wahr dir dein Recht auf sie, mein Vaterland!

Die Zeit großmüthiger Nachsicht ist vorbei.

 

Wohl wieder wird erheben sich ein Schrei

In Frankreich und wird schüren neuen Brand;

Jedoch der fortgesetzte Widerstand

Spricht uns von Uebermuth und Härte frei.

 

Je mehr der Opfer in dem Kampfe fallen,

Je höher wird der Anspruch, den mit allen

Mitteln der Macht Deutschland erheben muß.

 

Und auch die Maas war einst ein deutscher Fluß.

Wer klagt, nachdem Verdun kapitulirt,

Uns an, wenn Deutschland es „revindicirt“?

 

 

 

Gefecht bei Bretenay

 

Eh noch von Metz die deutschen Heere kämen,

Möcht der Diktator gern Paris entsetzen,

Sonst könnt’ es, wie mit andern festen Plätzen,

Doch auch mit ihm ein schlimmes Ende nehmen.

 

Drum lügt er weiter, ohne sich zu schämen,

Und sucht die Massen in den Krieg zu hetzen;

Der Bauer muß den stumpfen Säbel wetzen,

Zum Kriegsdienst widerwillig sich bequemen.

 

Wohl naht Prinz Friedrich Karl in eiligen Märschen,

Unaufgehalten durch die feindlichen Banden,

Die einmal nur, bei Bretenay, ihm standen.

 

Jedoch der Weg ist weit, und eh der Prinz

Sein neues Kriegstheater wird beherrschen,

Muß er noch weit durchziehen die Provinz.

 

 

 

Einzug des Prinzen Friedrich Karl in Troyes

 

Von anno Vierzehn sind la Rothière,

Sowie Brienne den Preußen wohl bekannt;

Jetzt zieh’n sie siegfroh durch dasselbe Land –

Es ist, als ob es ihre Heimat wär’.

 

Ist auch die Gegend nicht von Feinden leer,

So hielten sie dem Prinzen doch nicht Stand,

Der auch Troyes ganz unertheidigt fand,

Hier stattlich Einzug hielt mit seinem Heer.

 

Trotz der Strapazen – prächtig Roß und Reiter

Und prächtig diese ehernen Kolonnen,

Die so viel blutige Schlachten schon gewonnen.

 

Und weiter geht der Marsch und immer weiter;

Doch wie der Prinz auch eilt – nicht will’s gelingen,

Tann Hilfe noch zu rechter Zeit zu bringen.

 

 

 

General v. d. Tann räumt Orleans

 

Ein weitrer Unfall also: General Tann

Sieht sich gezwungen, Orleans zu räumen;

Nun wieder wird Paris von Siegen träumen:

„Heil Frankreich! Die Loire-Armee rückt an!“

 

Doch die Armee Euch wenig helfen kann;

Laßt nicht zu hoch der Freude Becher schäumen!

Der tapfre General wird nichts versäumen,

Nicht ruh’n, bis Euer schöner Traum zerrann.

 

Nach reichem Zuzug neu organisirt,

Ging die Loire-Armee zum Angriff vor,

Und Tann, zu schwach, zog fechtend sich zurück.

 

Doch Wittich schon entgegen ihm marschirt

Und aus dem Norden des Großherzogs Korps –

Ein kurzer Traum nur ist der Franken Glück.

 

 

 

Gefecht bei Coulmiers

 

Dem Feinde, der sich seitwärts naht, entgegen

Rückt bis nach Coulmiers der General Tann –

Es zog der Feind mit Übermacht heran,

Geführt von einem tüchtigen Strategen.

 

Wie brav sich da die Bayern schlagen mögen,

Ihr Heldenmuth doch nicht die Schlacht gewann;

Doch auch der Feind sie nicht besiegen kann –

Er zwang sie nicht, daß sie von dannen zögen.

 

Tann ging zurück nach kräftigem Widerstand

Bis Toury, unverfolgt, unangefochten –

Die Feinde ihm nicht kämpfend folgen mochten.

 

Ist auch kein neuer großer Sieg zu feiern –

Es war ein Ehrentag doch für die Bayern

Und bald hat sich das Waffenglück gewandt.

 

 

 

Verlust einer Munitions-Kolonne

 

Doch ging den Bayern andern Tags verloren

Ein Theil noch ihrer Munitions-Reserven;

Verirrt und ohne Macht, den Feind zu werfen,

Ergab sich die Kolonne – schwer geschoren.

 

Wie klang das schön in der Franzosen Ohren!

Wie aufgeregt sind wieder ihre Nerven!

Wie wird das neu die Brillengläser schärfen!

Von Neuem wächst die Illusion – der Thoren.

 

Wie? fielen nicht in ihrer Tapfern Hände

Auch zwei bespannte feindliche Geschütze?

Wer zweifelt noch, daß sich das Kriegsglück wende?

 

Nein! Frankreich zweifelt nicht – doch was geschah?

Aus Wetterwolken drohen neue Blitze,

Und wieder schon ist ihnen Unheil nah.

 

 

 

Gefechte bei Dreux und Châteauneuf

 

Tann sich mit Wittich’s Korps verstärkt, dem kleinen,

Und auch der Großherzog von Norden kam,

Der das Kommando nunmehr übernahm

Und angriffsweise vorging mit den Seinen.

 

d’Aurelles sucht ihn zu täuschen, läßt erscheinen

Bei Artenay ein Korps, den Gegner lahm

Zu legen, während er zu dessen Blâme

Nordwestlich will mit Kératry sich einen.

 

Jedoch der Großherzog durchschaute ihn,

Ließ Kératry nicht weiter südlich ziehn,

Mit Aurelles keine Fühlung ihn gewinnen.

 

v. Tresckow drängte ihn bei Dreux zurück,

Und Wittich focht bei Châteauneuf mit Glück –

Aurelles muß ernst auf neue Pläne sinnen.

 

 

 

Vor Paris

 

Und vor Paris herrscht wieder große Stille;

Man spricht von einem Massenausfall wohl,

Den Trochu vorbereite, macht viel Kohl

Davon und sieht durch die Vergrößrungsbrille.

 

Doch ist’s wohl nur der Zucker für die Pille,

Daß Metz gefallen – dies Sebastopol,

Daß all die Hoffnung, die man weckte, hohl,

Einander nicht entsprechen Kraft und Wille.

 

Trochu bleibt still trotz seiner Streiter Zahl,

Und wie sie ihn zum Ausfall immer drängen –

Er hofft noch, scheint’s, auf baldigen Ersatz.

 

Doch auch das deutsche Heer ist still; die Wahl

Noch schwankt, ob es aushungern soll den Platz,

Ob die Beschießung über ihn verhängen.

 

 

 

Ob Bombardement oder Aushungerung?

 

Was sich bei Metz vortrefflich hat bewährt –

Es scheint, man will’s jetzt mit Paris versuchen:

Der Hunger macht die Krieger zu Eunuchen –

Der Hunger ist so wirksam wie das Schwert.

 

Man schont die Stadt; sie bleibe unversehrt!

Paris soll einst dem deutschen Volk nicht fluchen;

Nein! kein Bombardement soll Klio buchen –

Bald wird ja doch erreicht, was man begehrt.

 

Schon hält Paris sich selber für verloren –

Man sieht es deutlich aus dem Zeitungsblatt,

Das Lieutnant Hoffmann sich erobert hat.

 

Und wird der Hunger erst noch weiter wüthen,

Dann lauschen gern dem Friedenswort die Ohren,

Weil matt die Herzen, die so feurig glühten.

 

 

 

Eroberung eines französischen Zeitungsblattes

 

Dem Lieutnant Hoffmann läßt es keine Ruh:

Es hat ihm der General sein Leid geklagt,

Den Sehnsucht nach französischer Zeitung plagt –

Was thun? Er ha’s – und er ergreift’s im Nu.

 

Ein Unteroffizier fand sich hinzu –

Nun haben sie selbander unverzagt

Sich zu des Feind’s Vorposten hingewagt,

Als gält das Leben weniger, als ein Sou.

 

Jedoch der Feind reißt aus – zu ihrem Glück.

Er hat wohl eine Zeitlang sie beschossen;

Doch fürchtet er nachfolgende Genossen.

 

Nun ging es schnell in eines Briten Haus –

Der stattet mit der neuesten „France“ sie aus –

Und triumphierend kehren sie zurück.

 

 

 

Der deutsche Reichstag soll nach Versailles berufen werden

 

Der deutsche Reichstag, sagt man, werde tagen –

Noch ganz unglaublich klingt es – in dem schönen

Versailles.  Wie? Will man denn den Feind verhöhnen

Und alle Achtung der Nation versagen?

 

Fürwahr! Hieß das nicht Oel ins Feuer tragen?

Wär da die Zeit gekommen zum Versöhnen?

Nein! Laßt den Donner der Geschütze tönen –

Doch keinen Schimpf dem Gegner, der geschlagen!

 

Wär’s nicht ein Unrecht auch am eignen Volke,

Den Reichstag in ein fremdes Land zu rufen?

Stieg er nicht nieder viele, viele Stufen?

 

Verscheucht die trübe, schwere Wetterwolke!

In Frankreich ist der Reichstag eine Leiche –

Der deutsche Reichstag tag’ im deutschen Reiche!

 

 

 

Die Bitte der Ultramontanen

 

Gewiß! – der Unverschämtheit Uebermaß:

Erst standet Ihr zu unsres Erbfeind’s Fahnen

Und drängtet selbst ihn in des Krieges Bahnen –

Den deutschen Norden Euer Haß schon fraß.

 

Des Vaterlandes Ehr’ und Glück vergaß

Die Wuth der zünftigen Ultramontanen:

Papstthum und Cäsar sollten’s an ihm ahnen,

Daß es vom Apfel der Erkenntniß aß.

 

Und nun der Papst gestürzt von seinem Thron,

Kommt Ihr noch betteln zu dem preußischen König,

Verlangt von ihm die Restauration?

 

Nein! nein! ertragt jetzt die gerechten Strafen!

Die braven deutschen Krieger taugen wenig

Zum Jesuitenheer, Zu Schlüssel-Zuaven.

 

 

 

Rußland kündigt die Verträge

 

Hu! Eine neue Wetterwolke steigt

Am Himmel drohend auf und unheilschwer,

Plötzlich aus fernem Osten kommt sie her –

Europa fieberhaft erregt sich zeigt.

 

Der Czar in Petersburg nicht länger schweigt;

Gerüstet steht er da in voller Wehr,

Will wieder herrschen auf dem Schwarzen Meer,

Ist, sich zu fügen, länger nicht geneigt.

 

Er kündet, klug den günstigen Augenblick

Benutzend, brüsk den Mächten die Verträge,

Geschlossen nach dem Kriege in der Krim.

 

Wird sich erfüllen der Türkei Geschick?

Bewältigt England nicht den innern Grimm,

So öffnen sich dem Kriege neue Wege.

 

 

 

Aussicht auf einen Fürsten-Kongreß

 

Von einer Friedensära hör’ ich sprechen.

Sobald in Frankreich fiel der letzte Schuß,

Nach dem so heiß ersehnten Friedensschluß –

Für ganz Europa werde sie anbrechen.

 

Dann strömt das Glück unszu aus tausend Bächen:

Des Friedens hochgelobtem Segenskuß

Allüberall das Heil entquellen muß –

Wer möchte wohl die schöne Hoffnung schwächen?

 

Doch hör’ ich auch, daß man ganz ernstlich sprach

Von einem europäischen Kongresse

Der Fürsten, der den Frieden sichern soll.

 

Da wird das Herz mir schwer und übervoll;

Denn nimmer ich die Grabesruh vergesse,

die fürstlichen Kongressen folgte nach.

 

 

Die spanische Königswahl

 

Durch Preußens Siege ward Italien groß:

Venedig fiel ihm zu, als Oesterreich

Erlag der Preußen wohlgeführtem Streich,

Zusammenbrach bei dem gewaltigen Stoß.

 

Im jetzigen Krieg fiel Rom ihm in den Schooß –

Exfürsten wird der Unfehlbare gleich,

Das Pfaffenthum, bestürzt, von Schrecken bleich,

Beklagt des Vicegottes trauriges Loos.

 

Nun giebt Italien noch dem spanischen Thron

Den längst ersehnten, viel gesuchten König

Zu neuem Glanze für sein Fürstenhaus.

 

Und Preußen? Was empfängt’s dafür zum Lohn

Vom alten Bundesfreund? Verzweifelt wenig;

Ich glaube – selbst ein Wort des Dank’s blieb aus.

 

 

 

 

Das deutsche Einheitswerk

 

Das deutsche Einheitswerk wird nicht vergessen;

Inmitten all der Kämpfe und der Schlachten

Blieb in Versailles der deutschen Staaten Trachten,

Daß sie sich enger an einander schlössen.

 

Schon einten mit dem Nordbund sich die Hessen.

Es haben, die sonst stets Umstände machten

Und nie für Deutschland gern ein Opfer brachten,

Der großen Zeit Bedeutung doch ermessen.

 

Jetzt oder nie! – das fühlen Alle, Alle –

Aus Frankreich’s wohlverdientem, jähen Falle

Muß herrlich Deutschland’s Einigkeit erblüh’n.

 

Jetzt, wo begeistert alle Herzen glüh’n,

Jetzt oder nie wird sich bei uns erfüllen,

Wonach wir lang gestrebt mit festem Willen.

 

 

 

Der deutsche Bund

 

Gut! Aus dem Nordbund wird ein deutscher Bund!

Der Main wird nicht mehr deutsche Herzen trennen;

Wir werden uns ein Volk von Brüdern nennen –

Wird Deutschland einig, wird es auch gesund.

 

Die Hoffnung gab sich schon im Volke kund,

Alses den Krieg mit Frankreich sah entbrennen.

„Wir werden nun uns selbst bestimmen können“ –

So sprach das deutsche Volk aus einem Mund.

 

Drum ist’s so freudig in den Kampf gegangen,

Drum hat es all die Opfer gern ertragen,

Gewinnen wollt’s ein neues Vaterland.

 

Nun ist erfüllt sein heiliges Verlangen;

Doch Eines muß ich immer wieder sagen:

Die Freiheit ist der Einheit stärkstes Band.

 

 

 

Der Staatsvertrag mit Bayern

 

Das ist die Einheit nicht, die wir begehrt.

Wird der Vertrag den alten Wirrwarr mindern,

Zerrissenheit im deutschen Volk verhindern?

Ob er die Einigung nicht vielmehr erschwert?

 

Was Ihr mit diesem Werk dem Volk bescheert,

Wird seine heiße Sehnsucht wenig lindern;

Ihr habt in den Franzosen-Überwindern

Doch eine schönre Hoffnung selbst genährt!

 

„Ein einig Volk von Brüdern!“ Doch das Schachern

Wird neu geübt schon von den Wittelsbachrn,

der deutschen Einheit alten Widersachern.

 

Kann Bayern sich dem Bund nicht einverleiben

Vollständig, will’s das alte Spiel noch treiben –

Dann mag’s einstweilen draußen bleiben!

 

 

 

Eröffnung des norddeutschen Reichstages

 

Wir hofften, daß der nächste Reichstagh schon

Ein Reichstag von ganz Deutschland würde sein,

Doch unsere Erwartung traf nicht ein –

Hier ist noch nicht vertreten die Nation.

 

Wie schnell ist doch die große Zeit entflohn!

Ein Reichstag – in des Sieges Sonnenschein!

Doch was wir vor vier Monden allgemein

Geglaubt – ist heut noch eine Illusion.

 

Doch näher sind wir schon dem großen Ziele,

Und wenn des Krieges wüster Lärm wird schweigen,

Wird Deutschland sich als fest geeinigt zeigen.

 

Der Reichstag kargt nicht mit des Volkes Schätzen –

Es gilt, den Krieg mit Frankreich fortzusetzen,

Wie er begonnen ward, im größten Style.

 

 

 

Neu-Breisach kapitulirt

 

Ihr wolltet Euch nach Deutschland fortbewegen

Als eine „Menschenmauer“, undurchdringlich,

Ihr hieltet sie für durchaus unbezwinglich,

Doch konnten wir sie leicht daniederlegen.

 

Nun hinter todten Mauern sucht Ihr Segen.

Doch gingen viele schon unwiederbringlich

Verloren; denn die uns gehört ursprünglich,

Die werden wir behalten und uns hegen.

 

So fiel Neu-breisach auch, die deutsche Stadt,

Von Vauban’s Hand zur Feste umgeschaffen,

Ein Meisterwerk, die sein und Euer Stolz.

 

Ward durch Gewalt der Geist des Volkes matt,

Dann helfen nicht mehr mörderische Waffen,

Nicht Mauern mehr und bestes Schiffsbauholz.

 

 

 

Die Franzosen in Deutschland

 

Ja wohl, die Rhein-Armee, wie ihr geprahlt,

Ist richtig über unsern Rhein gegangen,

Erfüllt das heiße, gierige Verlangen –

Nur habt Ihr anders es Euch ausgemalt.

 

Nicht siegfroh mehr das stolze Auge strahlt;

Denn nicht als Sieger – nein! Ihr kommt – gefangen

Und an die Heimath denkt Ihr nun mit Bangen:

Sie ist es, die des Krieges Rechnung zahlt.

 

Ja, ja! Ihr habt ganz Deutschland überschwemmt;

In großen, langgestreckten Wagenzügen

Nach allen Städten kamen rothe Hosen.

 

Die Völker weandern! Wunderbares Fügen!

Im lieben Deutschland überall Franzosen,

In Frankreich wir – ein Strom, den Niemand dämmt!

 

 

 

Weitere Operationen des Tresckow’schen Korps’ im Elsaß

 

Südwestlich weiter bis nach l’Isle am Doubs,

Bis Clerval schon ist Tresckow vorgedrungen

Und hat durch seinen Marsch den Feind gezwungen,

Zurückzuweichen ohne Rast und Ruh.

 

Der lief so schnell, daß er verlor die Schuh;

Belfort’s Entsatz ist gründlich ihm mißlungen,

Auch nicht der mindeste Erfolg errungen –

Der Tresckow sperrt ihm alle Wege zu.

 

Es drängt ihn ab auch von der schweizer Grenze,

Daß er der Festung nahe nicht von dort

Und Störung den Belagernden bereite.

 

Die sind gesichert nun von jeder Seite,

Und giebt’s mit Belfort selber auch noch Tänze,

So schreitet die Belagerung doch fort.

 

 

 

Ausfall nach Bessoncourt

 

Aus Belfort fiel der Feind nach Bessoncourt –

Drei Bataillone stark mit sechs Geschützen;

Doch sieh! – da sind auch schon die Landwehrmützen

Und „Hurrah!“ tönt’s entgegen ihm, „bon jour!“

 

Was deutsche Kraft, der Feind auch hier erfuhr:

Der Feste Feuer mag ihn unterstützen,

Es kann zuletzt ihm doch nur wenig nützen –

Nach Belfort kehrt er heim auf blutiger Spur.

 

Zweihundert Todte ließ er auf dem Platz,

Sechzig Gefangne in der Unsern Händen,

Die nie ihr Pulver ganz umsonst verschwenden.

 

Im Elsaß aber hofft man auf Entsatz;

Da sucht man wieder schon mit neuen Lügen –

Wenn Keinen sonst – sich selber zu belügen.

 

 

 

Dôle wird besetzt

 

Nach Autun eiligst war zurückgewichen

Der Alte von Caprera und sein Heer;

Es fehlt die Kraft zu ernster Gegenwehr,

Ist auch die Lust zum Kampfe nicht erblichen.

 

Sie fühlten, daß sie mit Guerilla-Schlichen

Gewachsen nicht geschultem Militair;

So fand das Land vom Feinde Werder leer

Und unterwarf es sich in weiten Strichen.

 

Erst ward Auronne cernirt, dann drang er weiter

Im Süden vor bis Dôle und seine Reiter

Ließ er weithin nach Nord und Westen schweifen.

 

Doch ward darin noch nicht genug gethan,

So daß die Gegner den Moment ersah’n,

Der ihnen ließ die Siegesfreude reifen.

 

 

 

Der Überfall in Châtillon

 

Verstimmend schwirrt ein Mißton durch die Leier.

Nur Siegesklänge ließ sie Euch erschallen,

Heut dumpfre Töne klagend in ihr hallen,

Heut klingt ihr Lied uns nicht wie Siegesfeier.

 

Nacht hatte ausgebreitet ihre Schleier,

Da wurde preußische Landwehr überfallen

In Châtillon – so packt mit seinen Krallen

Die Beute, wenn er niederstürzt, der Geier.

 

Die Braven schlummerten in ihren Betten;

Nur einem Theil gelang es, sich zu retten,

Die Andern – wer nicht todt, der ward gefangen.

 

Doch ist der Feind alsbald zurückgegangen:

Verstärkung nahte schon in scharfem Trab –

Da zog der Oberst Garibaldi ab.

 

 

 

Gefecht bei Nuits

 

Den Garibaldianern wuchs der Muth:

Sie wollten nun auch größre Dinge wagen;

So kam’s zum Kampf schon in den nächsten Tagen –

Sie griffen an bei Nuits mit wahrer Wuth.

 

Doch hielten auch die Unsrigen sich gut –

Es hat kein Theil den Sieg davon getragen;

Fünf Stunden haben sie sich brav geschlagen,

Auf beiden Seiten floß viel Heldenblut.

 

Nun wurde Garibaldi immer dreister;

Schlau und gewandt, sucht er nach neuem Plan

Bei Dijon Werder’s Stellung zu umgehen.

 

Jedoch in Werder fand er seinen Meister –

Der ließ in aller Ruh den Gegner nah’n,

Weil er allseitig wohl sich vorgesehen.

 

 

 

Gefecht bei Pasques

 

Es kommt von Dijon neue, gute Mähr:

Vorposten Werder’s wurden angegriffen –

Die ließen sich vom Feinde nicht verblüffen,

Obgleich bei Nacht er kam von Pasques her.

 

Sie warfen bei dreimaliger Wiederkehr

Auf fünfzig Schritt den Feind – die Kugeln pfiffen

Ein tolles Lied; da ist er ausgekniffen,

Wegwerfend das Gepäck und das Gewehr.

 

Des andern Tages ging mit zwei Brigaden

Der General Werder selber weiter vor

Und schlug bei Pasques den Nachtrab der Franzosen.

 

Er konnte noch dem Feind bedeutend schaden,

Der fliehend viele Leute noch verlor

Und Nesseln pflückte statt des Sieges Rosen.

 

 

 

Garibaldis Lage

 

Nicht freundlich war nun Garibaldi’s Lage.

Du alter Held, Du thust mir wahrlich Leid;

Die Truppen, die Du führtest, sind zerstreut,

Sie neu zu sammeln – welche neue Plage!

 

Kaum kannst Du rechnen noch auf Siegestage:

Der beste Theil des Korps’ ward eingereiht

Dem Centrumsheere, und die Winterzeit

Stellt gleichfalls jede Thätigkeit in Frage.

 

O, wärst Du auf Caprera doch geblieben!

Und wenn es Dich in diesen Kampf getrieben –

Im Jura nicht, in Nizza war Dein Platz.

 

Du mußtest Hilfe Deiner Heimath bringen,

Entreißen den Franzosen diesen Schatz –

Jetzt war es Zeit, jetzt konnte es gelingen.

 

 

 

Fortgesetzte Rüstungen der Franzosen

 

Ganz Frankreich rüstet – dort das Heer im Norden,

Dort die Loire-Armee, dort die im Westen –

Freiwillige mit den zum Krieg gepreßten –

Ein Lager ist das ganze Land geworden.

 

Zöglinge selbst der frommen Kirchenorden

Zieh’n in den Krieg; aus Hütten und Palästen

Strömt Mannschaft zu des Heeres Ueberresten –

Allüberall Armeen oder Horden.

 

Und Alles nimmt die Richtung auf Paris –

Das Blut des Landes zu des Landes Herzen –

Dort will man schlagen eine Riesenschlacht.

 

Die soll die fief empfundne Schmach ausmerzen,

Sonst ist es aus mit Frankreich’s Ruhm und Macht,

Mit der Nation, die einst die „große“ hieß.

 

 

 

Kunktator d’Aurelles

 

D’ Aurelles verfehlt den günstigen Augenblick:

Statt muthig eine neue Schlacht zu wagen,

Verhäll er still sich nach des Glücks Tagen –

Und damit war entschieden sein Geschick.

 

Die günstige Stunde kehrt nicht mehr zurück.

Jetzt konnte er das deutsche Heer noch schlagen,

Weil stärker er; durch Zaudern und durch Zagen

Verschertzte er sich weitres Waffenglück.

 

Er suchte feste Stellung zu gewinnen

Bei Orleans und westlich vorzudringen,

Statt schnell den Sieg im Norden zu erringen.

 

Doch auch die Deutschen westwäts weiterdrangen –

Im Osten naht der Prinz – er ist umgangen

Und wird nun dem Verderben nincht entrinnen.

 

 

 

 

Der rothe Prinz

 

„Der Prinz ist da!“ Wie ein elektrischer Schlag

Durchzuckt das Wort des deutschen Heeres Reihen.

Wer auch kein Seher, kann jetzt prophezeien:

Bald naht ein neuer großer Siegestag.

 

Aurelles verschanzt sich stark in seinem Hag,

Allein wie stark auch seine Schanzen seien,

Sie werden doch ihm keinen Schutz verleihen –

Er selber es bereits wohl ahnen mag.

 

Der rothe Prinz, wieihn die Franken nennen,

Der rothe Prinz ist da mit seinem Heer –

Da wird das Herz dem Oderfeldherrn schwer.

 

Er muß die drohende Gefahr erkennen:

„Der Prinz ist da!“ – Das Wort wird Angst und Schrecken

Selbst in den tapfersten Franzosen wecken.

 

 

 

 

Gefechte bei Digny und la Loupe

und Besetzung von Nogent-le-Rotrou

 

Und an der Eure verändert seine Front

Großherzog Friedrich Franz, verfolgt den Feind

Südwestlich auf le Mans und bald erscheint

Er wieder an des Gegners Horizonz.

 

Indeß sich Frankreich noch im Siege sonnt,

Das deutsche Heer verloren hält und meint,

Daß Kératry mit Aurelles sich geeint –

Hat’s Kératry nur eben nicht gekonnt.

 

Er wird bei Digny, bei la Loupe geschlagen

Und muß noch weiter nach Südwesten flieh’n –

Nach Rogent-le-Rotrou die Deutschen zieh’n.

 

Hier sei der neuen Königs-Grenadiere

Gedacht, die bei la Loupe von Neuem ihre

Bravour bewährt durch muthiges, kühnes Wagen.

 

 

 

Renkontres bei Ladon und Maiziéres

 

Aurelles de Paladine mit starker Macht,

Doch vom Feldmarschall Friedrich Karl bedrängt

Und schon in Front und Flanke eingeengt,

Ist der umarmung zu entgeh’n bedacht.

 

Zurück nicht weichen will er ohne Schlacht –

Und wenn er, eh’ er gänzlich engezwängt,

Die Heerestheile seines Gegners sprengt –

Vielleicht ein großer, schöner Sieg ihm lacht.

 

So geht er gegen unser zehntes Korps

Mit seinem zwanzigsten entschlossen vor. –

Er glaubt das Korps noch völlig isolirt.

 

Ein Theil der Unsrigen rekognoscirt,

Trifft ihn und wirft in einem harten Strauß

Aus Ladon ihn und Maizières hinaus.

 

 

 

Treffen bei Beaune la Rolande

 

Vier Tage später Paladine erscheint

Mit seinem Gros und greift den Prinzen an;

Nicht Stand der deutsche Vortrab halten kann –

Er geht zurück; nach drängt mit Macht der Feind.

 

Doch war im Irrthum er, wenn er gemeint,

Der Gegner sei hier schwach – der Traum zerrann –

Denn Fühlung schon das zehnte Korps gewann:

Ein Theil des dritten ihm zum Kampf sich eint.

 

Des Feindes Angriff ward zurückgewiesen

Siegreich bei Beaune la Rolande und das Feld

Behauptet trotz des Gegners Uebermacht.

 

Der wird nun wohl noch sicherer umstellt,

Und schön’rer Sieg noch wird von uns gepriesen,

Wenn wieder donnern, wettern wird die Schlacht.

 

 

 

Die Noth in Paris

 

Von Tag zu Tag wuchs in Paris die Noth,

Beschränkt schon jeder Bürger auf ein Drittel

Der zur Ernährung nöthigen Lebensmittel!

Es fehlt an Fleischrationen und an Brot.

 

Selbst was der zoologische Garten bot,

Ist schon verzehrt; dem Mann mit hohem Titel

Wird zugemessen, wie dem Mann im Kittel,

Das Pferdefleisch sogar schon mit dem Loth.

 

Und bald erlischt auch in der Stadt das Gas –

Die strahlende wird Nacht im Dunklen bleiben;

Denn nirgends mehr sind Kohlen aufzutreiben.

 

Dazu der Frost und zu der großen Theurung

Der absolute Mangel noch an Feurung –

Bald ist erfüllt des Elends volles Maß.

 

 

 

Ausfälle der Pariser Besatzung

 

1.

 

Trochu sprach längst schon von der Offensive,

Und Frankreich sprach von der Entscheidungsschlacht

Mit Rückkehr der Bartholomäusnacht:

Kein Deutscher dem Verderben mehr entliefe.

 

Ob dann von Blut die Nation auch triefe:

Ein jeder Deutsche werde umgebracht,

Zertreten und zermalmt die deutsche Macht! –

So sprach im ganzen Volk der Haß, der tiefe.

 

Es scheint, die ersten Tage im December –

Sie waren zur Entscheidung ausersehn;

Allseitig ging man vor Ausgang November.

 

In West und Nord und Süd ist es geschehn;

Neu schlug des Krieges Framme rings empor –

So brach auch Trochu aus Paris hervor.

 

 

2.

 

Kennt Trochu schon die neuen Niederlagen?

Meint er daß siegreich General Paladine?

Will er der Südarmee entgegenzieh’n?

Will er ihr helfen, weil sie schon geschlagen?

 

Will er für sich die große Feldschlacht wagen?

Zwingt zur Aktion der Rothen Drängen ihn?

Will retten er das Heer, durchbrechend flieh’n?

Beginnt Paris zu fürchten, zu verzagen?

 

Ein starker Ausfall – Vinoy ist der Führer –

Nach l’Hay und Chevilly auf’s sechste Korps –

Doch die Franzosen sind auch hier Verlierer.

 

Nicht glückt’s, die starke Stellung zu durchbrechen;

Die wackern Schlesier ihrem Ruf entsprechen –

Viel Leute wieder hier der Feind verlor.

 

 

3.

 

Das war die brave elfte Division,

Die hier den Feind so muthig widerstand,

Den Durchbruch hinderte mit tapfrer Hand,

Auf den Paris bestimmt gerechnet schon.

 

Nach jedem Angriff ist der Feind gefloh’n,

Weil er sie stets auf ihrem Posten fand.

Mach du, mein Lied, ihr Heldenthum bekannt –

Des Sängers Lieder sind des Kriegers Lohn.

 

Und rühmte auch des Feldherrn Umsicht recht,

Den tapfern General Gordon, der gewußt,

Klug zu verhindern größeren Verlust!

 

Er ließ die Division sich bestens decken,

Und brach der Feind hervor, kam’s zum Gefecht,

War sie im Stande, nieder ihn zu strecken.

 

 

4.

 

Nachts bebt die Erde, feste Mauern zittern,

Wie wenn zum Ausbruch rüstet der Vulkan,

Wie wenn sich seine Krater aufgethan,

Und heftige Stöße rings das Land erschüttern.

 

Der Donner brüllt, wie wenn sich bei Gewittern,

Die unheilvoll von allen Seiten nahn,

Die Gegner treffen auf der Wolkenbahn

Und in der Wuth sich mehr und mehr erbittern.

 

Blitz folgt auf Blitz, der Himmel steht in Flammen,

Ein Feuermeer umgiebt die Riesenstadt,

Wie Hagel fallen Donnerkeile nieder.

 

O, eine Shreckensnacht! Als bräch zusammen

Die ganze Welt, die keinen Halt mehr hat –

Ein Grau’n durchrieselt selbst des Stärk’sten Glieder.

 

 

5.

 

Am andern Tage brach mit großen Massen

Von Neuem Trochu vor, diesmal nach Osten,

Es soll das Schwert, das blanke, nicht erst rosten,

Es soll erzwingen durch den Feind die Gassen.

 

Doch auch den Dienst die Württemberger passen;

Die treuen Sachsen auch sind auf dem Posten –

Mit Lust auf Euren Heldenmuth wir toasten:

Auf Euch kann sich das deutsche Volk verlassen.

 

Bonneuil und Champigny, Villiers und Brie,

Im ersten Anlauf von dem Feind genommen,

Sind zu entreißen der Franzosen Hand.

 

Der Kampf erstreckte sich bis Noisy;

Zu Hilfe Schlesier und Pommern kommen –

Da hat der Gegner rückwärts sich gewandt.

 

 

6.

 

Es half ihm nicht die große Zahl der Krieger,

Nicht auf der Eisenbahn die Panzerwagen,

Mit denen Furcht er suchte einzujagen –

Die deutschen Truppen blieben doch die Sieger.

 

Es war ein Kampf wohl zwischen Löw’ und Tiger:

Auch der Franzose hat sich brav geschlagen,

Wie rühmend unsre eignen Leute sagen,

Doch war er hier, wie stets, der Unterlieger.

 

Nur Brie sur Marne und Champigny verblieben

An diesem Tag noch in des Feind’s Besitz –

Sonst ward er überall zurückgetrieben.

 

Rings um Paris spie Feuer das Geschütz,

Bei St. Denis und auch an andrer Stelle

Zu gleicher Zeit geschahen noch Ausfälle.

 

 

7.

 

Am ersten Tag des neuen Monats haben

So Freund wie Feind erfüllt die Menschenpflicht,

Und Trauer lag auf ihrem Angesicht,

Als die gefallnen Brüder sie begraben.

 

Am zweiten sich zu neuem Kampf begaben

Die Unsrigen, als kaum der Tag anbricht:

Sie lassen Champigny und Brie doch nicht

In Feindes Hand – die Sachsen und die Schwaben.

 

Doch führt um neun Uhr neue Heerestheile

Der ehrvergess’ne Ducrot ins Gefecht,

Und wieder ward acht Stunden lang gerungen.

 

Da stand’s bald gut in Champigny, bald schlecht;

Doch hat der Feind die Unsrigen nicht bezwungen

Und nichts erzielt zu der Pariser Heile.

 

 

8.

 

Ermüdet – brach er Mittags um fünf Uhr

Ab das Gefecht und hat es nicht erneut;

Am nächsten Tag – da hat den Kampf gescheut

Des Wortbruchs Held – er demonstrirte nur.

 

Doch Siegesbotschaft sandte er nach Tours;

Von hier ward falsche Kunde ausgestreut –

Da hat ganz Frankreich wieder sich gefreut,

Begeistert und entzückt durch Ducrot’s Schwur.

 

Er hatte den Belagerten versprochen,

Siegreich zurückzukehren nach Paris,

Wenn nicht – als Krieger in der Schlacht zu sterben.

 

Doch daß am Vierten wurden abgebrochen

Die Marnebrücken, deutlich wohl bewies,

Daß er mit Müh’ entronnen dem Verderben.

 

 

 

 

Rekognoscirung des Großherzogs bei Nonneville

 

An der Loire reichten sich die Hand

Prinz Friedrich Karl – Großherzog Friedrich Franz;

Nun kommt es bald zu neuem Waffentanz

Mit d’Aurelles, der in guter Stellung stand.

 

Sie war den Deutschen nicht genau bekannt;

Ganz Frankreich aber sah im höchsten Glanz

d’Aurelles’ Armee, für die den Siegeskranz

Die leicht erregte Phantasie schon wand.

 

Da sandte Friedrich Franz ein bayrisch Korps,

Des Gegners Stellung zu erkunden, vor,

Das über Orgères auf Patay marschirte.

 

Und wie nach Auftrag es recognoscirte,

Stieß es bei Nonneville auf Uebermacht –

Da war auf seinen Rückzug es bedacht

 

 

 

Gefechte bei Orgéres

 

1.

 

Der andre Morgen sah ein blutiges Ringen:

Der Feind griff an, die Bayern warfen ihn

Bis Loigny; hier widerstand er kühn,

So daß zurück auf Villeprevost sie gingen.

 

Sie konnten ihn – zu schwach – allein nicht zwingen;

Doch mußten endlich die Franzosen flieh’n

Als die siebzehnte Division erschien

Und es versucht, nach Loigny zu dringen.

 

Wie rühmenswerth des Feindes Heldenthaten,

Die Mecklenburger unddie Hanseaten –

Sie warfen aus dem Dorfe ihn hinaus.

 

Es war ein schwerer und ein harter Strauß,

Jedoch der Neunziger Muth und Energie

That Wunder, wie die tapfere Kavallerie.

 

 

2.

 

Inzwischen drang von Toury stürmend vor

Die zweiundzwanzigste Division:

Aus Baigneaux ist der Feind geworfen schon,

Der Poupry nun zum Sammelpunkt erkor.

 

Die Deutschen stürmen.   Manch Kanonenrohr

Speit Feuer, und es sank manch deutscher Sohn;

Doch ist zuletzt auch hier der Feind gefloh’n,

Auch Poupry er nach heißem Kampf verlor.

 

Hier waren es die braven Weimaraner,

Die nicht geachtet der Kanonen Blitze,

Dem Feind entrissen feuernde Geschütze.

 

Das Uebrige hat die Kavallerie gethan;

Sie ist dem Fliwehenden zur Eil’ ein Mahner

Und fegt bis unter Artenay die Bahn.

 

 

3.

 

Mit frischen Truppen aber griff der Feind

Bei Loigny Nacchmittags nochmals an;

Er hofft, daß er den Sieg erringen kann,

Weil plötzlich, unerwartet er erscheint.

 

Jedoch, wie bös und schlimm er’s auch gemeint,

Welch heißer Kampf sich wieder auch entspann,

Die Division steht muthig ihren Mann,

Wie Morgens mit der Kavallerie vereint.

 

Der Feind nochmals aus Loigny vertrieben,

War Abends, ob er sich auch brav geschlagen,

Auf allen Punkten doch zurückgedrängt.

 

Der Tag gehört zu unsern Siegestagen;

Jedoch die Siegesfreude war beschränkt:

Auch von den Unsern viele sind geblieben.

 

 

 

 

 

Die Schlacht bei Chevilly und Chilleurs

 

Vereint griff andern Tags das deutsche Heer

Den Gegner auf der ganzwen Linie an,

Ein mörderischer Kampf sich bald entspann –

Denn tapfer war des Feindes Gegenwehr.

 

Er machte wohl den Sieg den Deutschen schwer –

Im Kampfgewühl der ganze Tag verrann –

Jedoch der deutsche Prinz den Sieg gewann:

Er fegt zuletzt vom Feind das Schlachtfeld leer.

 

Bei Chevilly und Chilleurs ging er vor,

Warf mit dem neunten und dem dritten Korps

Ihn in den wald von Orleans hinein.

 

Und Friedrich Franz’ siebzehnte Division

Nahm stürmend Gidy, sowie Janvry ein,

Und auch aus Pruns ist drauf der Feind gefloh’n.

 

 

 

Die Schlacht bei Orleans

 

Noch enger ward am nächsten Tag der Bogen,

Der, wie ein Gurt das Frankenheer umspannte,

Da sich auf Orleans, das vielgenannte,

Die Deutschen dichter noch zusammenzogen.

 

Da wieder gab’s ein wildes Kampfeswogen,

An vielen Punkten heiß die Schlacht entbrannte,

Und ob der Feind die letzte Kraft aufwandte –

Auch diesmal hat sein Taumel ihn betrogen.

 

Das Schwerste war bwei Orleans vor Alen

Dem neunten Korps, dem wackern, zugefallen:

Es nahm mit Sturm den Damm der Eisenbahn.

 

Da haben sich durch Muth hervorgethan

Die biedern, kernigen Schleswig-Holsteiner;

Auch von den tapfern Hessen wankte Keiner.

 

 

 

Das 85. Regiment in der Schlacht bei Orleans

 

Es sind nordwestlich von Cercottes zwei Fermen –

Ein mörderisches Feuer unterhielten

Von hier die Feinde, die vortrefflich zielten –

Furchtbar, betäubend der Geschütze Lärmen.

 

Jedoch die Funfundachziger sich nicht härmen:

Sie gingen, ohne daß sie rückwärts schielten,

Entschlossen vor, als ob sie Krieg nur spielten,

Zuerst in aufgelösten Schützenschwärmen.

 

Dann drauf zum Sturme mit em Bajonnet!

Was fällt, das fällt – und ganz unwiderstehlich

Ist dieser Helden tapfre Kampfesart.

 

Der Feind zersprengt, gefällt, gefangen ward.

Die Helden trieben mit ihm kein Gespött;

Doch reichten sie die Hand einander fröhlich.

 

 

 

Die Sechsunddreißiger stürmen Cercottes

in der Schlacht bei Orleans

 

Nun galt’s, Cercottes zu nehmen, wo der Feind

Noch Feuer spie aus seinen Batterien;

Doch wie sie wetterten und wie sie schrien –

Dem deutschen Krieger nichts unmöglich scheint.

 

Geschlossen steht der Gegner, fest geeint,

Die Fremdenlegion; sie darf nicht fliehen –

Ein hoher Vorzug ist ihr heut verliehen:

Sie wahrt der Stellung Schlüssel, wie man meint.

 

Da stürmt Ihr tapfern Sechsunddreißiger an,

Und heiß entbrennt der Kampf, Mann gegen Mann,

Und jedes Haus im Dorfe wird zur Feste.

 

Ihr habt gekämpft, wie Männer je gerungen,

Und habt zuletzt den muthigen Feind bezwungen –

Entsetzt floh er in seinem letzten Reste.

 

 

 

Das zweite Batallion des 11. Regiments

stürmt die Windmühle vor der Vorstadt von Orleans

 

Dann kam das tapfre elfte Regiment,

Ihr wackern Schlesier kamt dann an die Reihe,

Zu werben um des Tages blutige Weihe,

Denn noch die späte Nachwelt ehrend nennt.

 

Wenn Ihr die Mühle dort erstürmen könnt,

Daß sie nicht länger Tod, Verderben speie,

Dann ist für Euren Muth und Eure Treue

Ein schöner Siegesantheil Euch gegönnt.

 

Ihr habt’s gethan.   Wirbelnd die Trommeln schlugen –

Und vorwärts ging’s mit lautem Hurrahschrei:

Es führt zum Sturme Euch der Major Stosch.

 

Der feindlichen Geschütze Muth erlosch –

Das Werk vollbracht!   Zu dem Erfolge trugen

Auch Lauenburg’s gewandte Jäger bei.

 

 

 

Die Flensburger Dragoner in der Schlacht bei Orleans

 

Ein Regiment der Spathi’s sprengt heran –

Das will den Schlesiern den Sieg entreißen;

Doch das gelingt so leicht nicht bei den Preußen –

Flensburgs Dragoner stürmen drauf und dran.

 

Ein kräftiges Korps, ein Recke jeder Mann –

Handfeste Hiebe fallen auf die weißen

Burnusse der Kabylen in dem heißen

Gefecht, daß Keiner widerstehen kann.

 

Ein Theil der Spathi’s liegt dahingestreckt,

Der andere, in wilder Flucht, bedeckt

Die Ebene, jagt hin in Flucht und Bangen.

 

Da wurden viele Spathi’s noch gefangen.

Nur Einer kämpft, will nicht, daß man ihn schone,

Verwundet fällt er – eine Amazone.

 

 

 

Der Sturm auf die Vorstadt St. Jean

 

Noch spielte die Marine-Batterie

Bei Gidy mit entsetzlich dumpfen Klang,

Jedoch die preußische Artillerie bezwang

Und hessische Infanterie erstürmte sie.

 

Und nun mit ganzer voller Energie

Warf sich der alte Manstein af St. Jean,

Und unaufhaltsam in die Vorstadt drang

Die Schaar; sein muth ihr höhern Muth verlieh.

 

Ihr wieder seid dabei, Ihr tapfern Elfer,

Ihr Fünfundachtziger auch, und wieder Helfer

Sind Euch die Lauenburger Jäger.

 

Nun ward des Feindes Feuer immer träger,

Und eh’ die dunkle Nacht, die jetzt regiert,

Vergeht, hat Orleans kapitulirt.

 

 

 

Vormarsch der ersten Armee

 

Von Metz auf einem weiten, langen Wege

War unterdeß das erste eutsche Heer

Bis Noyon gelangt in ungefähr

Zwei wochen, daß es rein den Norden fege.

 

Austheilen wird’s, so hofft es, tüchtige Schläge,

Des Siegeslauf ausdehnen bis ans Meer:

Der Feind nicht länger vor Paris begehr,

Zu kommen der Cernirung ins Gehege.

 

Das siebente Armeekorps war erwählt,

Die Festungen zu nehmen, zu den Schlachten

Das erste Korps erlesen mit dem achten.

 

Da gab’s im deutschen Volke manchen Zweifel,

Weil man den Kommandierenden, Manteuffel,

Nicht zu den großen deutschen Feldherrn zählt.

 

 

 

Die französische Nordarmee

 

Endgegenstand die große Nordarmee,

Die neugebildet ward von den Franzosen.

Sie zählte tüchtige Kräfte: viel Matrosen

Und Truppen, die gedient schon auf der See.

 

Wie hoch des Kampfes Woge da auch geh –

Sie sind gewöhnt an wilden Meeres Tosen

Und sind voll Ingrimms, daß die rothen Hosen

Vom Vaterland nicht abgewehrt das Weh.

 

Bourbaki hat dasHeer organisirt,

Doch eine andre Stellung übernommen,

Und Faidherbe ist an seinen Platz gekommen.

 

Das Heer war gut insofern situirt,

Daß es auf starke Festungen sich stützte,

Ein Festungsgurt es vor Verfolgung schützte.

 

 

 

Ham wird besetzt

 

Wo Er dereinst in seinen jüngern Tagen

Als Staatsgefangner lange Zeit gesessen –

Wer hätte wohl die Festung Ham vergessen? –

Dort hat das Neueste sich zugetragen.

 

Es läßt sich nichts Besondres davon sagen,

Auch ist kein großer Sieg uns zugemessen

Deshalb, daß Ham kapitulirt – indessen

Doch eine mehr zu Frankreich’s Niederlagen.

 

Ob wohl auch Er zurück an Ham noch denkt?

Damals ein Abenteurer – dann ein Kaiser;

Jedoch das Glück – es machte Ihn nicht weiser.

 

Er hat den alten Schwindel stets erneuert,

Und weil er nach wie vor geabenteuert,

Zum zweiten Mal Er jetzt den Lohn empfängt.

 

 

 

Rekognoscirungsgefechte bei Le Quesnel und Roye

 

Manteuffel koncentrirt an der Oise

Sein Heer und läßt den Feind rekognosciren:

Bald werden ihn die Seinen attakiren –

Der Krieg tritt ein in eine neue Phase.

 

Auf Frankreich’s Seite war auch hier die Phrase –

Sie ließ die Franken auf Paris marschiren,

Im Norden die Cernirung massakriren,

Als gält’s nur abzuschlachten Reh und Hase.

 

Da aber kam der Oberst Lüderitz –

Der wettert in die Feinde, wie der Blitz,

Und treibt sie bei Le Quesnel auseinander.

 

Als andern Tags sich andre Truppen nah’n,

Hat er das Gleiche bei Roye gethan –

Wo bleibt Faidherbe, der neue Alexander?

 

 

 

Thionville kapitulirt

 

Weiter und weiter man in Frankreich träumt,

Es werde seinem Eifer noch gelingen,

Die formidable Heeresmacht zu zwingen,

Sie aus dem Land zu treiben unversäumt.

 

Indessen so der Feuergeist noch schäumt

Und nicht vermag, Paris Ersatz zu bringen

Und die erhofften Siege zu erringen,

Wird von uns immer weiter aufgeräumt.

 

Auch Thionville, das feste ist gefallen;

Nur einige Tage ward es bombardirt –

Da war es matt und hat kapitulirt.

 

 

 

La Fère kapitulirt

 

La Fère, das noch allein die Bahn gesperrt

Von Rheims nach Frankreich’s Hauptstadt, fiel nun auch:

Kapituliren wird bei Euch zum Brauch,

Der die „Gloire“ hinab zum Staube zerrt.

 

Was von Entschlossenheit ihr schwatzt und plärrt, -

Nur Worte sind’s, und Worte sind ein Hauch;

Die Thaten aber gehen auf in Rauch,

Drum hat noch jede Hoffnung Euch genärrt.

 

Zweitägiges Bombardement genügte,

Den wichtigen Platz zu jähem Fall zu bringen,

Das Oeffnen seiner Thore zu erzwingen.

 

Dem Heer erwächst jetzt Vortheil vielerlei,

Da es noch über eine Bahn verfügte,

Die bis Paris ununterbrochen frei.

 

 

 

Die Schlacht von Amiens oder Moreuil

 

Manteuffel rückt indeß mit seinem Heer

In Eile vor, um Frankreich’s Nordarmee

Zu hindern, daß sie weiter südlich geh’,

In den Parisern neue Hoffnung nähr.

 

So kam’s zur Schlacht. Es wurde heiß und schwer

Gerungen, wie in andern Schlachten je;

Vieltausend fielen – doch das größte Weh

Des Feindes war, daß er nun hoffnungsleer.

 

Auf Amiens zurückgeworfen, sieht

Den Weg er nach dem Süden sich verlegt,

Kann Frankreichs Hauptstadt keine Hilfe bringen.

 

Dem Sieger aber weitre Früchte trägt

Die Schlacht bei Moreuil: auch aus Amiens flieht

Der Feind, als seine Bürger in ihn dringen.

 

 

 

Das 9. Husaren-Regiment in der Schlacht von Amiens

 

Im Kampfe hat sich recht hervorgethan

Ein Theil des neunten Regiments Husaren;

Rühmend wird die Geschichte es bewahren,

Wie sie zum Sieg gebrochen kühn die Bahn.

 

Als sie sich gegenüber stehen sahn

Ein Bataillon Marine, tapfre Schaaren,

Da sind wie Wetter sie dareingefahren,

Sausend, wie wenn der Sturm wird zum Orkan.

 

Zwei Eskadrons im Fluge überritten

Das Bataillon, das fest wie eine Mauer

Bei der Husaren kühnem Anprall stand.

 

Furchtbar war der Verlust, den es erlitten;

In einem Kampfe von nur kurzer Dauer,

Vollständig fast den Untergang es fand.

 

 

 

Das VIII. Armeekorps in der Schlacht von Amiens

 

Dem achten Korps gebührt der höchste Preis:

Fest und entschlossen ist es vorgedrungen

Und hat den stärkern, tapfern Feind gezwungen,

Zurückzugeh’n nach viel vergoß’nem Schweiß.

 

Es hat das Korps ein neues Lorbeerreis

Sich hier in seinen Ruhmeskranz geschlungen,

Männlich und muthig hat’s darum gerungen –

Der Feind war brav, der Kampf war schwer und heiß.

 

Das Blachfeld weit bedeckt mit Feindesleichen!

Geschütze, sowie viele der Mobilen

Gefangen in die Hand des Siegers fielen.

 

Doch konnte er so Großes nur erreichen

Mit schweren Opfern – ach! auch von den Siegern

Lag mancher unter den gefall’nen Kriegern.

 

 

 

Das I. Armeekorps in der Schlacht von Amiens

 

Das erste Korps in diesem Treffen focht

Bei Gentelles und bei Villers-Bretonneux.

Dort war zu nehmen eine wichtige Höh’,

Und die Bravour der Unsern hat’s vermocht,

 

Wie auch der Feind auf seine Stellung pocht,

Im Wahne, daß sie nicht zu nehmen geh,

Das erste Korps, vorschreitend peu à peu

Doch gleichfalls neuen Siegeskranz sich flocht.

 

Hier habt Ihr Vierundvierziger entchieden

Den Kampf: kühn nahmt Ihr mit dem Bajonnet

Zuletzt bei Villers-Bretonneux die Schanze.

 

Da sank manch Braver auf der Ehre Bett,

Und wenn Ihr heimkehrt nach geschloss’nem Frieden

Mischt Trauer sich mit Eures Ruhmes Glanze.

 

 

 

 

Rouen wird besetzt

 

Nun gilt’s, dem Feinde an den Fersen bleiben,

Der nach der Schlacht in wilde Flucht gerieth,

In Ordnung theilweis nur zurück sich zieht –

Die Kavallerie muß ihn nach Arras treiben.

 

Gelingt’s auch nicht, ihn völlig aufzureiben,

Weil er zu hastig nach dem Norden flieht,

So sind dem deutschen Heer vom deutschen Lied

Doch glänzende Erfolge zuzuschreiben.

 

Denn mit der Hauptmacht nach Rouen sich wendend,

Wo noch ein starkes Korps vom Feinde steht,

Dringt Göben vor mit großer Energie.

 

Ein kurzer Kampf, mit neuem Sieg sich endend –

Und auch Rouen dem Feind verloren geht,

Die stolze Königin der Normandie.

 

 

 

An der See

 

Nun grüßt das deutsche Heer den Ocean –

Und Furcht und Zittern herrschen in Dieppe;

Den Kopf verliert der Bürger wie der Schöppe –

Man bleibt in Frankreich bei dem alten Wahn:

 

Entsetzen ruft hervor noch der Ulan,

Als wär’s ein Sohn der Wüste und der Steppe,

Der mit sich fort die kleinen Kinder schleppe –

Und doch hat Keiner was dem Volk gethan.

 

Man denkt an keinen ernsten Widerstand,

Entwaffnet schnell die Nationalgardisten

Und auf die Schiffe bringt man alle Waffen.

 

Drauf rückten ein die deutschen Kavalleristen.

Sie machten England’s Kindern viel zu schaffen –

Doch andern Tages schon die Schaar verschwand.

 

 

 

 

Der Überfall in Etrepagny

 

Inzwischen aber haben wir erlitten

In Etrepagny eine kleine Schlappe.

Der Feind, begierig, daß er was erschnappe,

Hat wieder tückisch gegen uns gestritten.

 

Ein kleines Korps befand sich dort inmitten

Des Feind’s, der sich, als trüg’ er die Tarnkappe,

Verborgen hielt, daß man ihn nicht ertappe –

Und Nachts ist er zum Ueberfall geschritten.

 

Von Innen und von Außen kam der Feind,

Und nur mit sehr erheblichem Verlust

Hat sich das Korps zu retten noch gewußt.

 

Doch hat auch dieser Ort getäuscht sich wieder,

Wenn er der Strafe zu entgeh’n gemeint –

Die Sachsen brannten andern Tags ihn nieder.

 

 

 

Ein Seesieg

 

Nun auch ein Sieg zur See!  Der „Meteor“,

Ein saub’res preußisches Kanonenboot,

Geht bei Havana eben nicht devot

Und kleinlaut gegen einen Kreuzer vor.

 

Er summt sein Lied ihm gründlich in das Ohr

Und bringt den „Bouvet“  bald in große Noth;

Den vollen Untergang er ihm schon droht,

Als seine Masten leider er verlor.

 

Der „Bouvet“ mit zerschoss’ner Takelage

Und mit fünf schweren Wunden in dem Rumpfe

Lief vor ihm in den nahen Hafen ein.

 

Doch wird er hier nicht lange sicher sein:

Der „Meteor“ hat immer noch Courage

Und zwingt zum Kampf ihn wohl mit neuem Trumpfe.

 

 

 

Die deutschen Fürsten bieten

dem Könige von Preußen die Kaiserkrone an

 

I.

 

Wir erbten von den Römern die Cäsaren,

Ureigen sind sie unserm Volke nicht,

Dem deutschen Geist ihr Wesen nicht entspricht,

In dem sich Ländergier und Herrschsucht paaren.

 

Reichlich hat dies auch unser Volk erfahren,

Und fehlt’s der Kaiserzeit auch nicht an Licht –

Wir leisten gern auf ihren Ruhm Verzicht

Und möchten lieber unsern Geist uns wahren.

 

Ich denke an die kühnen Adlerflüge –

„Mehrer des Reiches“ – an die Römerzüge –

O, laßt den Rothbart doch auf ewig schlafen!

 

Ihr ruft ihn wach. Wird’s sein des Friedens Hafen –

Das neue Reich?  Viel Heil wär’ uns beschieden,

Wär’ endlich dieses Kaiserthum – der Frieden!

 

 

II.

 

Der Wittelsbacher hat drauf angetragen:

Die deutschen Fürsten sollen neu errichten

Das deutsche Kaiserreich – das heißt: verzichten

Auf einen Theil der Macht. – Viel will das sagen.

 

Fürwahr! das ist gering nicht anzuschlagen:

Die eigne Souveränität vernichten,

Lag niemals doch in eines Fürsten Dichten –

Doch so nur kann der neue Morgen tagen.

 

Damit hat König Ludwig ausgeglichen

Großherzig, was gefehlt von Bayern ward,

Als im Vertrag die Einheit es gestrichen.

 

Doch was mir an dem Antrag nicht gefällt:

Das Kaiserthum ist keine deutsche Art,

Wieviel man auch auf Deutschlands Kaiser hält.

 

 

 

Der Reichstag genehmigt die Staatsverträge

und die Abänderung der Verfassung des deutschen Bundes

 

Genehmigt Alles, Alles – pure blank!

Das Reich ist fertig und das Volk ist einig!

Doch scheint der Einheitsmantel fadenscheinig –

Derselbe, der dem Bundestag entsank.

 

Es winkt daraus der alte Zwist und Zank:

Das Regiment vielköpfig und vielbeinig,

Der Weg zur inneren Entwicklung steinig,

Das neue Reich von der Geburt an krank.

 

Gab’s wirklich keine Zeit, des Volkes Rechte

In das Verfassungswerk hineinzubringen?

Wenn jetzt nicht – wann wird später es gelingen?

 

Wer schlägt die Schlachten, blutet im Gefechte?

Das Volk begehrt als seiner Thaten Lohn:

Zu sein – die  freie einige Nation.

 

 

 

Der preußische Landtag wird eröffnet

 

Gesiegt?  Ja wohl!  Wie wir gehofft, geahnt –

Doch anders ist im Innern es gekommen,

Als glühende Begeist’rung angenommen:

Dem freien Geiste ward kein Weg gebahnt.

 

Der Krieg hat nicht das Volk gewarnt, gemahnt,

Des Geistes Feuer ist noch mehr verglommen,

Und siegend schreitet vor, was von den Frommen

Und den Ultramontanen wird geplant.

 

Der Landtag ist eröffnet in Berlin.

Ein seltsam Bild – in dieser zweiten Kammer

Des Heldenvolks – die finstere Kohorte!

 

Wir stehen vor verhängnißvoller Pforte:

Es schläft das Volk – in seine Wohnung zieh’n

Die Priestermacht, der Jesuiten-Jammer.

 

 

 

Im Elsaß

 

Zurück zum Kampf!   Im Elsaß kaum noch regen

Kann sich der Feind; weithin das ganze Land

Ist fest und sicher in der Unsern Hand,

Die allen Franktireurs das Handwerk legen.

 

Das Land erholt sich schon von seinen Schlägen;

Nur Belfort leistet uns noch Widerstand,

Ein Adlerhorst auf steiler Felsenwand,

Zur Kapitulation nicht zu bewegen.

 

Drum galt’s, die Festung enger einzuschließen,

Die sich bemüht, mit öfteren Ausfällen

Die Arbeit zu vereiteln vor den Wällen.

 

Und Tresckow brachte bei Bosmont den Wald,

Le Grand Bois – fast ohne Blutvergießen –

Und Andelnans in unsere Gewalt.

 

 

 

Pfalzburg kapitulirt

 

Dagegen fiel ein andres Felsennest

Nun unerwartet doch in unsre Hände:

Der Widerstand von Pfalzburg ist zu Ende,

Das stets doch galt als uneinnehmbar fest.

 

So wie der Aar die Flügel sinken lät,

Daß aus der Höh zur Erde er sich wende,

Wenn sicher traf des Bogens tödtliche Spende –

Empfängt nun Pfalzburg seinen letzten Rest.

 

Die steilen Felsenwände ihm nichts nützten:

Von unseren gezogenen Geschützen

Wird es in eine Trümmerstatt verwandelt.

 

Der tapfere Major Taillant unterhandelt

Jedoch erst dann zu seiner Ehre Wahrung,

Als der Besatzung schon gebrach die Nahrung.

 

 

 

Gefecht bei Longeau

 

Von Werder’s Korps griff General von der Goltz

Den Feind in Stärke von sechstausend Mann

Bei Longeau in der Näh von Langres an –

Und wieder ward gebeugt der Feinde Stolz.

 

Ihr dauert jetzt uns fast – jedoch ihr wollt’s!

Wem nicht zu rathen, man nicht helfen kann;

Der Traum der Größe Euch noch nicht zerrann,

Ihr wollt noch mehr gezüchtigt sein – Ihr sollt’s!

 

Wie Ihr bei Longeau wieder seid geschlagen,

Erwarten Euch noch viele Niederlagen,

Wenn Ihr nicht endlich endet diesen Krieg.

 

Die Vierunddreißiger ehrte hier der Sieg:

Sie drangen muthig auf den Gegner ein

Und jagten in die Festung ihn hinein.

 

 

 

Das zweite Treffen bei Nuits

 

Aus Frankreich’s Süden war herangerückt,

Geführt von Cremer neue Heeresmacht,

So kam bei Nuits es abermals zur Schlacht –

Doch Cremer hat kein Lorbeerreis gepflückt.

 

Dem deutschen Sprößling ist es nicht geglückt,

Das deutsche Heer, wie er es wohl gedacht,

Zu überfallen; treu auf seiner Wacht,

Hat es den Feind in hartem Kampf erdrückt.

 

Es waren Badens heldentapfre Krieger,

Die löwenmuthig hier fünf Stunden fochten

Und einen neuen Siegeskranz sich flochten.

 

Ihr Angriff wurde immer ungestümer;

Doch bald verwundet auch der General Glümer,

Sowie Prinz Wilhelm – die des Tages Sieger.

 

 

 

General von der Goltz überfällt die Franzosen bei Langres

 

Noch einmal griff der Feind bei Langres an

Der General Goltz, er überraschte ihn

In vier Kantonnements, vorstoßend kühn,

Zersprengte ihn, eh’ er sich noch besann.

 

Der Feind zum Stehen kaum die Zeit gewann,

War bald genöthigt, sich zurückzuzieh’n

In größter Hast, nach Norden zu entflieh’n,

Und ließ zurück gefangen fünfzig Mann.

 

Er zeigte eben nicht gar viel Courage,

Warf die Gewehre weg und sein Gepäck

Und ließ in unsern Händen die Bagage.

 

So ward erreicht des kühnen Zuges Zweck:

Die Schaaren, dievon hier nach Norden floh’n,

Sobald nicht wieder Werder’s Korps bedroh’n.

 

 

 

Die Loire-Armee.   D’Aurelles.   Kératry.

 

An der Loire neues, eifriges Rüsten,

Das große Frankenheer zertheilt, zersprengt –

Doch der entschlossene Gambetta denkt

An neue Pläne, neues Ueberlisten.

 

Und bald die Franken wieder keck sich brüsten,

Daß Chanzy, der nach Westen ward gedrängt,

Bourbaki, der nach Osten abgeschwenkt,

Die deutschen Heere dennoch schlagen müßten.

 

Auch d’Aurelles gilt nun wieder als Verräther,

Gambetta hat ungnädig ihn entlassen –

Genug, den hochverehrten jetzt zu hassen.

 

Auch Kératry vom Schauplatz abgetreten!

Auch er jetzt ein Verdächtiger, Geschmähter –

So hat um die Entlassung er gebeten.

 

 

 

Arrièregardengefecht bei Meung

 

Bei Orleans auf schwere Kampfestage

Folgt bald ein neues heißes Kampfspiel nach –

Zersprengt der Feind, doch nicht bedeckt mit Schmach,

Noch war nicht ganz verzweifelt seine Lage.

 

Ein Theil des Heer’s erholt sich von dem Schlage,

Und neue Hilfe man in Tours versprach,

Die bald von dem Regierungssitz aufbrach,

Daß sie den Kampf mit den Verfolgern wage.

 

Großherzog Friedrich Franz folgt auf dem Fuß

Dem Feinde auf der Straße nach Blois

Und kommt bei Meung zuerst dem Nachtrab nah.

 

Tresckow’s Division, sowie die Bayern

Entboten ihrem Gegner ihren Gruß,

Um in der Nacht noch schönen Sieg zu feiern.

 

 

 

Die Schlacht bei Beaugency

 

Doch war das erst der Anfang, nicht das Ende –

Des andern Tages stellte sich zur Schlacht

Der Feind mit starker, überlegner Macht;

Er hofft noch einmal, daß das Glück sich wende.

 

Daß er dem Gegner besser widerstände,

Nimmt er auf jeden Vortheil klug Bedacht

Und hat in Flankenstellung sich gebracht –

Er will den Löwen packen in der Lende.

 

Das war ein stundenlanges, blutiges Ringen –

Am Schwersten ward gekämpft um Beaugency;

Das hat zuletzt der Großherzog genommen.

 

Jedoch zu Ende war man nicht gekommen –

Die deutschen Truppen, wie ermattet sie,

Sie mußten neue Thaten noch vollbringen.

 

 

 

Die Kämpfe um Marchenoir

 

1.

 

Noch war die Schlacht nicht völlig ausgeschlagen –

Noch hielt der Feind den Wald von Marchenoir;

Das Kampfesziel des nächsten Tages war:

Ihn auch aus dieser Stellung zu verjagen.

 

Und es gelang – und von den Siegestagen

Des braven Korps, wie es fast wunderbar

Anstrengungen getrotzt und der Gefahr,

Wird noch die späte Nachwelt singen und sagen,

 

Es warf den starken Gegner aus dem Wald,

Entriß ihm Bonvalet und Villorceau

Und Cernay auch, vordringend siegesfroh.

 

Schon tief erschöpft von tagelangem Kämpfen,

Ließ es den Muth durch Mattigkeit nicht dämpfen,

Sich auch nicht durch die „Gums“ gebieten Halt.

 

 

2.

 

Nach Ruhe sehnt sich endlich der Solat.

Sie sollte ihm auch andern Tags nicht werden –

Es dauern fort Anstrengung und Beschwerden,

Weil wieder sich der Feind vorstoßend naht.

 

Doch kam es heut zu keiner rechten That,

Wenn auch des Feindes Massen sich gebehrden,

Als könnten die das deutsche Heer gefährden –

Sie waren selbst erschöpft im höchsten Grad.

 

Auch merkten sie, Verstärkung sei gekommen –

So blieb es heut bei kleineren Gefechten,

Die nicht die Heere, nur die Mannschaft schwächten.

 

Nun von neun Tagen sieben schon im Kampfe,

Verbracht im Schlachtgewühl, im Pulverdampfe –

Wo habt die Kraft dazu Ihr hergenommen?

 

 

3.

 

Das zehnte Korps war schnell herangerückt

Von Orleans, griff ins Gefecht mit ein,

Das neunte auch muß seine Kräfte leih’n –

So ist des Feindes Absicht nicht geglückt.

 

Das neunte Korps, südwestlich abgeschickt,

Dem Feind zu folgen rüstig hinterdrein –

Es hatte schon bei Montlivault allein

Und bei Schloß Chambord neuen Sieg gepflückt.

 

Das dritte Korps, das ostwärts bis Briare,

Den Feind verfolgend, vorgedrungen war,

Marschirte gleichfalls eilig jetzt nach Westen.

 

Inzwischen hatte auch die Kavallerie,

Durchstreifend die Sologne, mit einigen Resten

Des Feinds siegreich gefochten bei Salbris.

 

 

4.

 

Der Sonntag kommt – nun wird doch Ruhe sein?

O nein! schon in des neuen Tages Frühe,

Als ob vor lauter Kampfbegier er glühe,

Nimmt abermals der feind Schlachtstellung ein.

 

Doch war es wiederum nur leerer Schein,

Verbergen galt’s, daß er zurück sich ziehe;

Doch konnt’ er wohl ersparen sich die Mühe –

Die Unsern zogen doch nicht hinterdrein.

 

Sie pflegen endlich Ruh’ in den Quartieren,

Und nur der Vortrab mit dem zehnten Korps

Ging mit der Kavallerie bald weiter vor.

 

Nur einen halben Ruhetag – und wieder

Gestärkt, geordnet stehn des Heeres Glieder,

Um frohen Muthes weiter zu marschiren.

 

 

5.

 

Der Feind zog ab.   In großer Ueberzahl

Stand er dem deutschen Heere gegenüber,

Und Rache, Wuth durchzuckte jede Fiber,

Krampfhaft umfaßt die Hand den blanken Stahl.

 

Gern hätt den Gegner er besiegt einmal,

Zertreten nd zermalmt ihn noch viel lieber,

Doch seine Aussicht wurde immer trüber,

Und endlich blieb zum Rückzug keine Wahl.

 

Der Deutschen zäher, tapfrer Widerstand

Brach der Franzosen inn’re, sittliche Kraft,

Hat unserm Heer den vollen Sieg verschafft.

 

Jetzt galt’s, den Vortheil weiter auszubeuten:

Man darf dem Feind nicht lassen freie Hand –

Und folgt ihm nach mit unsern braven Leuten.

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è Fortsetzung